Touchscreens treiben mobilen Spielemarkt
Immer mehr Handyhersteller setzen auf Touchscreens, die auch den Handyspielen neue Möglichkeiten bieten: In Apples App Store sind Spiele die größte Kategorie. Die intuitive Eingabe erleichtere den Einstieg, meint Spiele-Publisher Gameloft. Auch Nokia setzt auf Touch, aber vor allem auf N-Gage.
Mit der Wii zeigte Nintendo vor, wie man mit neuen Eingabemöglichkeiten auch neue Zielgruppen erschließen kann. Anstatt lange Tastenkombinationen auswendig zu lernen, kann der geneigte, aber wenig geübte Spieler auf der Wii einfach durch Bewegung des Eingabegeräts mitmachen.
In der mobilen Spielewelt auf dem Handy herrschte bis vor kurzem vor allem die Eingabe über Tasten, in bestem Fall über einen Joystick, vor. Apples iPhone eröffnete mit seinem Touchscreen eine neue Dimension - zwar gab es schon vorher Handys mit Touchscreen und Bewegungssensoren, die Auswahl an Spielen dafür war jedoch nicht sehr üppig.
"Touch erweitert die Zielgruppe"
Mit aktuell über 1.500 Angeboten ist die Kategorie Spiele in Apples App Store derzeit das am besten befüllte Genre - ein Zeichen, dass das iPhone auf dem mobilen Spielemarkt neue Impulse setzt?
"Touch macht den Einstieg sicher einfacher und erweitert somit die Zielgruppe", so David Nerici von Gameloft Österreich gegenüber ORF.at. Die Eingabe über den Bildschirm sei die intuitivste Form für den Menschen. "Bei Touchgeräten ist die Steuerung sehr simpel - und nicht der Spieler folgt dem Gerät, sondern das Gerät folgt dem Spieler."
"Das iPhone ist nicht das letzte Wort"
Das gelte allerdings nicht nur für das iPhone, auch Googles Android-Handy G1 setze nicht umsonst auf einen Touchscreen. "Das iPhone ist sicher nicht das letzte Wort, das in diesem Bereich gesprochen wird."
Motion, Touch, HD
Bewegungssensoren, Touchscreen und hochauflösende Bilder sind für Gameloft die drei Eckpfeiler für das mobile Gaming der Zukunft. Alle drei Faktoren seien im iPhone bereits enthalten und das zu einem Spielepreis, der, im Vergleich zum Nintendo DS, der ebenfalls einen Touchscreen hat, unschlagbar sei, meint Nerici. Ein DS-Spiel kostet zwischen 20 und 40 Euro, ein Handygame bis zu acht Euro. Die meisten sind deutlich billiger. Bisher sei in vielen Handsets zudem nur ein Teil dieser Features integriert gewesen.
Alles nur noch über Touchscreen?
Muss sich der Spieler nun daran gewöhnen, in Zukunft alles nur noch über den Touchscreen und Spiele über virtuelle Tasten zu bedienen?
Das sei schwer zu sagen, so Nerici, da man noch nicht wisse, was die Handyhersteller an Plänen in ihren Schubladen herumliegen hätten. Es sei aber weniger die Frage, wohin die Reise gehe, als mehr die des Spieledesigns und was beziehungsweise wen man erreichen wolle.
Spiele sollten so gebaut sein, so dass sie dem Spieler die größtmögliche Freiheit geben und nicht in eine Richtung drängen: "Wo es Sinn hat, wird man auch weiterhin die Tastatur benutzen."
Gameloft bringt als unabhängiger Publisher sowohl für das iPhone als auch für das G1 Handyspiele auf den Markt. Eines des beliebtesten Spiele des Publishers ist Gehirntraining.
Nokia setzt ganz auf N-Gage
Nokia ist auf die Frage nach dem Input durch das iPhone für den mobilen Spielemarkt naturgemäß deutlich zurückhaltender, man begrüße aber alle Marktteilnehmer, die die Bekanntheit für das mobile Gaming steigern würden, so Martin Giesswein von Nokia Österreich gegenüber ORF.at.
Um Nokias eigenes Engagement in Sachen mobiles Gaming war es zuletzt wieder etwas ruhiger geworden, nachdem Nokias N-Gage nach einem verpatzten Start als Gaming-Hardware Anfang diesen Jahres als Software neu gelauncht wurde.
Nun aber wolle Nokia neu durchstarten, so Giesswein, und setze dabei auch auf Touch, etwa im Nokia 5800 Express Music, das im ersten Quartal 2009 auf den heimischen Markt kommen soll. Als wichtiges Element komme beim 5800 zudem die Möglichkeit der Steuerung über Bewegung hinzu.
"Es geht vor allem um den Titel"
Bei Nokia liege der Hauptfokus allerdings nicht auf den Eingabemöglichkeiten der Geräte, sondern vor allem auf den Spieletiteln, erklärt Giesswein. "Der Hauptentscheidungsgrund für den Spieler ist nicht, dass ein Spiel über Bewegung oder Touch gesteuert werden kann, das kann ihn vielleicht zusätzlich faszinieren, vor allem aber geht es um den Titel."
Die verschiedenen Bedientechnologien seien in den Nokia-Telefonen bereits integriert, "es kommt auf den Publisher selbst an, welche Technologie er für die Eingabe bevorzugt". Sollte ein Bereich weniger stark bedient werden, wolle Nokia als Publisher selbst dort verstärkt investieren.
Der Markt selbst sei noch nicht gesättigt, dynamisch und bewege sich konstant weiter: "Wenn neue Technologien auf den Markt kommen, werden wir sie evaluieren und gegebenenfalls integrieren", erklärt Giesswein.
Die Zielgruppe für das eigene Angebot erweitern will Nokia vor allem über die Vorinstallation seiner N-Gage-Plattform auf allen neuen Handys, die diese Funktionalität unterstützen. Dabei setzt Nokia einerseits auf mobile Umsetzung bekannter Konsolenspiele, aber auch exklusive Titel und natürlich Casualgames.
(futurezone | Nadja Igler)