Musikkonzern EMI mit Riesenverlust
Die neuen Besitzer des Musikkonzerns EMI sehen sich einem Verlust von 757 Millionen Pfund gegenüber und werfen der vorherigen Konzernführung Missmanagement vor.
Der britische Musikkonzern verbuchte in seinem ersten Geschäftsjahr in der Hand von Finanzinvestoren einen riesigen Verlust von 757 Millionen Pfund [950 Mio. Euro]. Die massive Verschlechterung im Vergleich zum Minus von 287 Millionen Pfund im Jahr davor geht aber zu einem großen Teil auf finanzielle Belastungen zurück. Der Umsatz in dem Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr fiel um 19 Prozent auf 1,46 Milliarden Pfund.
Die Zahlen legte am Freitag das Beteiligungsunternehmen Maltby Capital vor. Darüber hatte die Investmentgesellschaft Terra Firma des Unternehmers Guy Hands im vergangenen Jahr den Musikkonzern mit Künstlern wie Coldplay und Robbie Williams gekauft und von der Börse genommen. Der weitgehend über Kredite finanzierte Kaufpreis lag inklusive Schulden bei rund vier Milliarden Pfund.
"Jahrelanges Missmanagement"
Die neuen Besitzer nutzten den rund 50 Seiten umfassenden informellen Geschäftsbericht auch zu einer massiven Abrechnung mit der vorherigen Konzernführung. Der Hauptvorwurf ist jahrelanges Missmanagement mit zu hohen Ausgaben, der Vertuschung schlechter Ergebnisse und Fehlern bei der Auswahl der Künstler.
So habe EMI im Musikgeschäft nur mit alten Aufnahmen Geld verdient. Der britische Traditionskonzern vertreibt unter anderem die Alben der Beatles. Bei aktueller Musik seien dagegen allein im abgelaufenen Geschäftsjahr 125 Millionen Pfund Minus angefallen - bei einem Umsatzeinbruch von 40 Prozent. EMI mache mit 88 Prozent seiner Künstler Verluste, hätten jüngste Analysen gezeigt. Die eigentliche Geldmaschine sei der EMI-Musikverlag. Er kassiert zum Beispiel, wenn Lieder im Radio gespielt oder in Konzerten aufgeführt werden.
700.000 Pfund für Taxifahrzen
Trotz des schwachen Geschäfts sei EMI aber verschwenderisch mit dem Geld umgegangen, lautet der Vorwurf an das alte Management. So habe der Konzern im vergangenen Jahr nur für Taxifahrten in London 700.000 Pfund ausgegeben. Höhere Rechnungen bei der Taxifirma hätten nur drei Investmentbanken gehabt - mit acht- bis zehnmal mehr Mitarbeitern.
CD-Verkäufe brechen ein
Die Probleme von EMI sind typisch für die Musikindustrie, die nach neuen Geschäftsmodellen sucht. Der EMI-Umsatz mit CD-Verkäufen brach im vergangenen Geschäftsjahr um 335 Millionen Pfund oder 28 Prozent auf 860 Millionen Pfund ein. Das Internet-Geschäft legte zwar um 19 Prozent zu - in absoluten Zahlen war es jedoch nur ein Plus von 27 Millionen Pfund auf 166 Millionen.
Der hohe Verlust geht trotzdem zu einem großen Teil auf finanzielle Belastungen zurück. So entfallen unter anderem 165 Millionen Pfund auf Zinsen für die Kredite zum EMI-Kauf und 161 Millionen Pfund auf negative Wechselkurseffekte.
Striktes Sparprogramm
Der neue Besitzer Hands verordnete EMI ein striktes Sparprogramm mit dem Abbau von 1.500 Arbeitsplätzen. Er will die jährlichen Kosten um 200 Millionen Pfund kappen. Mit seinen Kostensenkungen und Äußerungen über "faule Künstler" machte er sich auch unbeliebt bei einigen seiner Topmusiker.
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(APA | dpa)