Bloggen, aber einfacher

05.11.2008

Das Wiener Start-up soup bietet einfache Lösungen zum Publizieren von multimedialen Inhalten im Netz und hat weltweit bereits mehr als 11.000 Nutzer. Seit kurzem wird soup von der europäischen Start-up-Initiative Seedcamp gefördert. Teil sieben der futurezone.ORF.at-Serie "Start-up-Geschichten".

Der Schreibtisch von Christopher Clay in einem Gemeinschaftsbüro in Wien-Mariahilf ist fast leer geräumt. Nur ein weißes Notebook liegt noch auf der Tischplatte. Die nächsten Monate wird Clay in London verbringen, um dort sein Start-up soup weiterzuentwickeln und für die nächste Finanzierungsrunde vorzubereiten.

Ermöglicht wird ihm das durch die europäische Start-up-Initiative Seedcamp. Anfang September wurde soup als eines von sieben Projekten zur Förderung ausgewählt. Neben bis zu 50.000 Euro an Finanzierung erhält soup Zugang zu einem Netzwerk aus erfolgreichen Firmengründern, Investoren, Technikern und Marketingleuten. "Diese Kontakte bringen unglaublich viel", sagt Clay. "Wir bekommen viele Tipps und Ratschläge und lernen andere Blickwinkel auf unser Unternehmen kennen."

"Einstiegshürden abbauen"

Clays Start-up ist auf eine spezielle Spielart von Weblogs spezialisiert: Tumblelogs. Im Gegensatz zu "traditionellen" Blogs sind Tumblelogs weniger auf lange Textbeiträge ausgelegt, sondern fokussieren auf die Sammlung multimedialer Schnappschüsse und Eindrücke.

"Soup will dabei helfen, technologische, aber auch psychologische Einstiegshürden beim Bloggen abzubauen", erklärt Clay. "Wir versuchen, es so einfach wie möglich zu machen, online zu publizieren."

"Minimaler Aufwand"

Die auf den soup-Blogs veröffentlichten Inhalte können auch via E-Mail, Handy und Browser-Bookmarklets auf die Seite gespielt oder via RSS-Feed importiert werden. "Wenn ich meine Fotos etwa auf Flickr rauflade, kann ich einfach meine Account-Daten angeben, und sie werden automatisch auch in soup angezeigt", erläutert Clay. "Es ist ein minimaler Aufwand, um den 'Stream meiner Aktivitäten und Interessen' im Netz zu dokumentieren."

Dazu bietet soup auch spezielle, auf die jeweiligen Inhalte zugeschnittene Formatvorlagen an. Derzeit werden etwa Fotos, Videos, Zitate, Text, Links und Audiofiles unterstützt. "Auch der Name soup versteht sich als Metapher für das Zusammenmischen der verschiedenen Formate", sagt Clay.

Soup-Gründer Christopher Clay

Neben Clay, der in Graz Informationsdesign studierte, arbeiten derzeit auch die Programmierer Andreas Fuchs und Lukas Fittl an der auf Ruby-on-Rails basierenden Plattform. Kennengelernt haben sich die drei im Wiener Hacker-Space metalab. Zwei weitere Gründer, Esad Hajdarevic und Florian Hufsky, haben sich mittlerweile aus dem Start-up zurückgezogen.

Verschiedene Sprachversionen

Soup ging im April 2007 in einer englischsprachigen Version online. Mittlerweile zählt das junge Start-up 11.500 registrierte Nutzer weltweit, rund die Hälfte davon postet regelmäßig. Ende vergangenen Jahres wurde soup auch in einer deutschsprachigen Variante veröffentlicht. Sechs weitere Sprachversionen sollen in den nächsten drei Monaten folgen.

Suche nach Angel-Investoren

Anfangs wurde soup aus Geldern der Wiener Venture-Capital-Initiative YEurope finanziert. Bei österreichischen Förderstellen ist das Start-up bisher abgeblitzt. Er habe das Gefühl, dass bei heimischen Förderstellen eher "komplexe Ideen" verlangt werden, meint Clay: "Simple Lösungen für simple Probleme, die aber einen großen Markt haben, kommen bei den Fördergebern nicht so gut an."

Für die Zeit nach dem Seedcamp sucht Clay nach Angel-Investoren. Gespräche gebe es bereits, so Clay: "Das schaut ganz gut aus."

Werbung und Premium-Accounts

Geld verdienen will soup mit Premium-Accounts und Werbung. Mit den Premium-Accounts soll soup-Nutzern auch gleich eine eigene Internet-Adresse offeriert werden. Daneben soll soup auch Internet-Service-Providern als "White-Label-Lösung" angeboten werden, die die Blog-Software an ihre Kunden weitergeben können. "Wir sind bereits am Knüpfen von Kontakten, um zu evaluieren, ob das eine gangbare Lösung ist", erzählt Clay. Werbeeinschaltungen wolle man in Abstimmung mit den auf soup geposteten Inhalten und Formaten eher subtil platzieren: "Das wird eine Herausforderung."

Konzentration auf Europa

Von Konkurrenzangeboten wie etwa dem angloamerikanischen tumblr will sich soup durch verschiedene Sprachversionen und die Konzentration auf den europäischen Markt unterscheiden.

Demnächst will soup auch Lösungen für spezielle Anwendungsfälle anbieten. "Wenn man etwa über Reisen oder Veranstaltungen bloggen will oder spezielle soups für Bands, die ihre Tour dokumentieren wollen", erläutert Clay. Dazu sollen spezielle Formatvorlagen und neue Inhaltstypen geschaffen werden. Daneben wird auch an mobilen Applikationen, etwa für das iPhone, gearbeitet.

"Beweisen, dass das Modell funktioniert"

Zunächst wolle man aber das User-Wachstum beschleunigen, um das nächste Investment zu bekommen, so Clay. "Dann muss soup beweisen, dass das Geschäftsmodell funktioniert." Schaffe man diese Schritte nicht, dann gebe es auch nicht allzu viel Zukunft für das Unternehmen, meint der Gründer pragmatisch: "Dann mache ich eben etwas Neues."

"Start-up-Geschichten"

Im Rahmen der Serie "Start-up-Geschichten" berichten wir laufend über innovative Web- und IT-Dienste aus Österreich. Bisher erschienen:

(futurezone | Patrick Dax)