Googles Buch-Deal als "trojanisches Pferd"

kritik
30.10.2008

Die Vereinbarung zwischen Google und den US-Verlegern über die Buch-Suche im Internet kommt aus Sicht des Deutschen Buchhandels einer Enteignung gleich.

"Die Vereinbarung gleicht einem Trojanischen Pferd, mit dem Google antritt, die weltweite Wissens- und Kulturverwaltung zu übernehmen", sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, nach Mitteilung vom Donnerstag. Für Europa könne im Interesse einer kulturellen Vielfalt das amerikanische Modell nicht in Betracht kommen.

Der amerikanische Autorenverband Authors Guild sowie die Association of American Publishers [AAP] hatten ihren über zwei Jahre andauernden Urheberrechtsstreit mit Google am Dienstag mit einer Zahlung von 125 Millionen Dollar beigelegt.

Sieben Millionen Bücher eingescannt

Damit wurde der Weg für eine umfassende Online-Suche auch in geschützten Büchern und Texten freigemacht. Google scannte bisher rund sieben Millionen Bücher aus den US-Bibliotheken ein.

Google sei es nach der Vereinbarung gestattet, ohne Zustimmung der betroffenen Autoren und anderer Rechteinhaber in Bibliotheken gescannte Werke im Internet öffentlich zugänglich zu machen, kritisierte der Börsenverein. Das sei eine Enteignung der Urheber auf kaltem Weg.

Google hatte 2004 mit dem Einscannen der Bücher begonnen. Die Buchbranche bremste das Projekt aber 2005 mit Urheberrechtsklagen. Die Einigung soll auch den Weg für den breiteren Online-Verkauf kompletter Bücher öffnen. Die vereinbarten neuen Dienste sollen nur Google-Nutzern aus den USA zugänglich sein.

Vielfalt durch Wettbewerb

Die amerikanische Vereinbarung laufe außerdem einer Wirtschaftsordnung nach europäischem Verständnis mit dem Ziel der Vielfalt durch Wettbewerb weitestgehend zuwider.

Es bestehe die Gefahr, dass Google künftig die Einkaufswahl der Verbraucher lenken und Einfluss auf die Vertriebshoheit der Verlage nehme.

(dpa)