Warten auf den Online-Boom
Die verheißungsvolle Geldquelle Internet-Werbung sprudelt nach Ansicht führender deutscher TV-Sender, Verlagshäuser und Online-Anbieter bisher nur verhalten.
"Die Wachstumsraten waren in den vergangenen Jahren nicht so hoch, wie wir das erwartet haben", sagte der für das Deutschland-Geschäft des Gruner+Jahr-Verlags zuständige Vorstand Bernd Buchholz Ende Oktober beim Online-Gipfel "Digital Advertising" auf den 22. Münchner Medientagen.
Zwar stiegen die Nutzung des Internets und auch die Werbeausgaben, der Wandel vollziehe sich aber nur in kleinen Schritten.
Erst 20 Prozent der Budgets online
Wie aus einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group hervorgeht, soll sich der Anteil der elektronischen Werbung in den kommenden Jahren mehr als verdoppeln.
Bis 2015 könnte knapp die Hälfte der Werbebudgets in diesen Bereich fließen. Derzeit sind es der Studie zufolge gerade einmal rund 20 Prozent. Im Gegenzug sollen die Ausgaben für Werbung in den klassischen Medien wie Zeitungen, Fernsehen und Radio zurückgehen.
Keine Panik vor der Krise
Die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise biete der Medienbranche bei allen Sorgen auch Perspektiven, sagte der Geschäftsführer des Süddeutschen Verlages, Karl Ulrich. "Man muss hier die Panik rausnehmen. Ich sehe die Möglichkeit, jetzt Dinge auszuprobieren, die wir in der Vergangenheit nicht versucht haben."
Chance für klassische Medien
Anlass zur Sorge bestehe aber trotzdem nicht, betonte der Vertriebschef von ProSiebenSat.1, Klaus-Peter Schulz. Schließlich müssten die Werbeumsätze den klassischen Medien nicht zwangsläufig verloren gehen.
Vielmehr bestehe hier für Zeitungen und Fernsehsender die Chance, Werbung auf die eigenen Websites umzuleiten. Anders als in klassischen Medien dürfte im Internet künftig aber weniger die Reichweite als die Werbewirkung bei einer bestimmten Kundengruppe für die werbenden Unternehmen im Mittelpunkt stehen.
Werberelevanz der Portale
Der viel beschworene Maßstab der Page Impressions, also die Zahl von Klicks auf eine Seite, sei kein vernünftiger Gradmesser für die Werberelevanz einer Seite, sagte Buchholz. Soziale Netzwerke wie Facebook und studiVZ hätten zwar vergleichsweise hohe Raten, für Werbebotschaften eigneten sie sich aber nur bedingt. "Es ist völlig irre, studiVZ mit Spiegel Online zu vergleichen. Wir tun das aber noch."
(dpa/APA)