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X1 vs. Omnia: Duell der Windows-Mutanten

Windows Mobile
15.11.2008

Mit dem Xperia X1 hat Sony Ericsson sein erstes Handy mit Windows Mobile auf den Markt gebracht. Die Tastatur und der hochauflösende Touchscreen heben das X1 von aktuellen Konkurrenten mit Windows Mobile 6.1 wie Samsungs Omnia ab. Touch unter Windows Mobile bleibt aber ein schwieriges Thema.

Das X1 soll nicht das einzige Gerät der Xperia-Serie bleiben. Ob auch weitere Geräte mit Windows Mobile auf den Markt kommen sollen, wollte Sony Ericsson ORF.at auf Anfrage nicht verraten.

Das Xperia X1 ist Sony Ericssons Versuch, auf Basis von Windows Mobile 6.1 in der Geschäftswelt stärker Fuß zu fassen. Samsung will mit seinem SGH i900 Omnia ganz offensichtlich Apples iPhone Konkurrenz machen, setzt dazu aber ebenfalls auf Windows Mobile 6.1.

Beide Geräte haben einen Touchscreen, können in Sachen Bedienfreundlichkeit Apples iPhone aber nicht das Wasser reichen - zumindest nicht, was die Navigation rein über das Display angeht: Windows Mobile 6.1 ist einfach nicht der passende Unterbau für Touch, auch wenn Sony Ericsson und Samsung sich bemüht haben, Windows durch eigene Oberflächen möglichst zu verstecken.

Windows lässt sich nicht verstecken

Erst Windows Mobile 7.0 soll Touch auch auf Windows-basierten Smartphones wirklich einsetzbar machen. User können das System dann auch mit mehr als einem Finger gleichzeitig bedienen. Ab welchem Zeitpunkt, ist allerdings unklar: 2009 soll erst einmal die Version 6.5 kommen.

Doch Windows taucht an allen möglichen und unmöglichen Stellen wieder auf, und bei beiden Geräten muss man immer wieder zum Stylus, beim Omnia optional zum Mauszeiger, greifen, um manche Schaltflächen bedienen zu können. Diese sind meist einfach zu klein, um mit dem Finger überhaupt getroffen zu werden.

In Summe punktet das X1 mit seinem hochauflösenden Display und seiner ausfahrbaren Tastatur, die nach kurzer Gewöhnungszeit auch schnelles Tippen ermöglicht. Das Omnia hinkt mit seinem trägen Display und der etwas umständlichen Benutzeroberfläche deutlich nach.

Langsames Display beim Omnia

Das 3,2 Zoll große Display des Omnia mit einer Auflösung von 240 mal 400 Pixel reagiert im Vergleich zum X1 [drei Zoll mit 800 mal 480 Pixel] deutlich träger und weniger empfindlich, was sich unter anderem beim integrierten Handschrifterkennungsprogramm Transcriber von Microsoft, aber auch der allgemeinen Bedienung über den Touchscreen zeigt.

So muss beim Omnia, und das nicht nur bei der Schrifterkennung, deutlich fester aufgedrückt werden, damit das Gerät die Eingabe annimmt, und selbst dann werden nicht alle Buchstaben richtig erkannt. Weiters zeigten sich beim getesteten Gerät immer wieder Schlieren auf dem Schirm. Beim X1 geht die Texteingabe flüssiger vonstatten, die Fehlerquote ist deutlich geringer.

Optischer Joystick vs. Mauszeiger

Dafür bietet das Omnia abseits des Touchscreens einen integrierten Mauszeiger, der den Stylus in vielen Fällen überflüssig macht. Das ist auch gut so, da dieser in der Schutzhülle des Omnia verpackt und nicht immer gleich zur Hand ist.

Das X1 kann dafür über einen optischen Joystick, eine Art Touchpad, bedient werden, der allerdings nicht so präzise wie der Mauszeiger des Omnia arbeitet und mitunter hektisch über die Schaltflächen huscht.

Tastatur für Vielschreiber

Beim Aufklappen des X1 schaltet das Gerät automatisch ins Querformat um, zusammengeklappt ist Hochformat Standard. Das Omnia passt die Darstellung mittels Lagesensor automatisch an.

Das X1 bringt im Gegenzug eine Tastatur mit, die am besten mit den Daumen bedienbar und auch durchaus brauchbar ist, selbst für längere Texte. Aufgrund des beschränkten Platzangebots sind die Tasten allerdings klein, was Nutzern mit größeren Fingern Probleme bereiten kann.

Panels und TouchWiz gegen Windows

Beide Geräte bieten als Ausgleich für die Windows-Oberfläche eigene Oberflächen an. Beim X1 heißen sie Panels, beim Omnia TouchWiz.

Die TouchWiz-Oberfläche hat ein weiteres gewöhnungsbedürftiges Feature: In der Hochansicht werden andere Symbole als in der Queransicht gezeigt, wobei beide Versionen personalisierbar sind. Das kann zwar ganz praktisch sein, durch die automatische Umschaltung mittels Lagesensor aber auch verwirrend.

Die TouchWiz-Benutzeroberfläche arbeitet wie die Windows-Vista-Sidebar mit Widgets und bietet dort Zugriff auf Programme und Einstellungen wie Profile und Spiele. Um diese auch ausführen zu können, müssen sie aber zuerst von der Leiste auf den Desktop gezogen werden - ein etwas umständliches Verfahren, denn nicht alle Programme braucht man oft genug, um sie auf dem Desktop abzulegen. Optional gibt es das Hauptmenü, das direkten Zugriff auf wichtige Funktionen wie Internet und Messaging bietet, dafür aber optisch nicht viel hergibt.

Auf die Panels des X1 ist Sony Ericsson offenbar besonders stolz, zumindest widmet ihnen der Hersteller sowohl im Handbuch als auch auf der Website zum X1 viel Raum. Es gibt sie in verschiedenen Ausprägungen, darunter ein Panel mit Fischen und eines für Google-Aficionados mit direktem Zugriff auf Google Mail und Picasa. Sie sind teils hübsch anzusehen und bringen durchaus Abwechslung in den Alltag, können aber wie die TouchWiz-Oberfläche Windows offenbar nicht vollständig ersetzen.

Ohne Stylus geht nur wenig

Egal wie optisch ansprechend und individuell gestaltet etwa der Zugriff auf den Kalender auf dem X1 und dem Omnia auf den ersten Blick ist, dahinter steckt weiterhin der sehr nüchterne Windows-Mobile-Kalender, der sich gegen jegliche Designvorgaben offenbar gut zu wehren weiß. Er sollte vor allem mit einem Stylus oder dem Mauszeiger bedient und geschlossen werden, da die Dimensionen seiner Schaltflächen die Trefferquote bei halbwegs groß geraten Fingern ohne Umwege gegen null führen.

Auch in anderen Fällen, etwa bei der Suche nach einem WLAN, muss sich der Nutzer durch Benutzeroberflächen navigieren, die eindeutig nicht für Touchscreens gemacht sind und langen Fingernägeln einen neuen Stellenwert verschaffen. Hier kann auch der Mauszeiger des Omnia wieder deutlich punkten.

Schärfere Websites auf dem X1

Der Internet-Zugriff kann bei beiden Geräten entweder über den Internet Explorer oder Opera Mobile erfolgen, wobei der Opera-Browser die erste Wahl ist. Auch hier macht sich die höhere Auflösung des X1-Displays in Form der besseren Lesbarkeit selbst bei herunterskalierten Webseiten bemerkbar.

Microsoft hat inzwischen einen neuen Internet Explorer für Mobile angekündigt, der noch heuer erscheinen soll.

Dafür zeigen sich im Internet-Modus erneut die Vorteile des Omnia-Mauszeigers, da damit Links direkt angesteuert werden können und nicht wie beim X1 mit dem optischen Joystick über alle Schaltflächen gesprungen werden muss.

In Summe zeigt sich das X1 von der nützlicheren Seite, es ist aber aufgrund der eingebauten Tastatur naturgemäß auch dicker und schwerer als das Samsung-Handy. Das trägere und auch auflösungstechnisch schlechtere Display des Omnia kann durch seine anderen Vorzüge wie den Mauszeiger eindeutig nicht aufgewogen werden.

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(futurezone/Nadja Igler)