MP3.com unterstützt Klage gegen Napster
Die amerikanische Plattenindustrie kann sich über einen neuen Verbündeten freuen: MP3.com hat sich seinem Kampf gegen Napster angeschlossen.
Gestern hat der Dachverband der amerikanischen Musikindustrie [RIAA] bei Richterin Marilyn Hall Patel am Bezirksgericht Northern District of California einen Antrag auf einstweilige Verfügung gestellt, in dem die "unverzügliche Schließung" von Napster gefordert wird.
Weitere Runde im Schlagabtausch zwischen RIAA und Napster
Die "Recording Industry Association of America" [RIAA] reagiert
damit offenbar auf Studien über das Nutzungsverhalten von MP3 und
die Auswirkungen der MP3-Tauschbörse Napster auf die
Plattenverkaufszahlen, die in den letzten Tagen und Wochen
publiziert wurden. Diese Studien kamen zu dem Schluss, dass nur ein
geringer Teil der MP3-User für Downloads bezahlen würde und dass im
Umkreis von "Napster-Hochburgen" wie Schulen und Universitäten ein
signifikanter Rückgang der Plattenverkäufe festzustellen sei. Die
RIAA hatte bereits letzten Dezember Klage gegen Napster eingebracht.
Anfang Mai hatte dann Richterin Patel eine erste Entscheidung gegen
Napster getroffen, indem sie eine Haftungsbeschränkung, wie sie für
Internet-Provider gilt, im Falle von Napster zurückwies.
Napster
Unterstützung durch MP3.com und Filmindustrie
Der Antrag der Musikindustrie auf "unverzügliche Schließung" von Napster enthält Erklärungen von Jack Valenti, dem Präsidenten der "Motion Picture Association of America", und von MP3.com-Generaldirektor Michael Robertson.
Valenti warnt in seiner Erklärung namens der Filmindustrie vor der gefährlichen Vorbildwirkung von Napster auf andere Zweige der Kreativindustrien: "Wenn sich Napster mit dem Vertrieb von illegal vervielfältigter Musik durchsetzt, dann droht dieselbe Entwicklung auch bei Filmen, Büchern, Fernsehen, Videospielen und jeder Art von Software."
Die Motive von MP3.com-Chef Robertson dürften eigennütziger sein. Nach der Einigung von MP3.com mit BMG und Warner, die sein Unternehmen zur Zahlung von Lizenzgebühren verpflichtet, fürchtet er offenbar einen Abfluss seiner Kunden zu Napster.
MP3.comKaum Perspektive für MP3.com
Analysten sehen indessen in der Einigung zwischen MP3.com und der Musikindustrie den Anfang vom Ende von MP3.com.
Während der Aktienkurs des börsennotierten Unternehmens kurz nach Bekanntwerden der Einigung um mehr als elf Prozent zulegen konnte, stellen die Analysten mittel- und längerfristig einen dramatischen Kursverlust in Aussicht.
Ihrer Begründung: Das Geschäftsmodell von MP3.com könne unter den geänderten Bedingungen nicht mehr funktionieren. Es sei völlig unklar, woher MP3.com das Geld für die Zahlung der Lizenzgebühren nehmen wolle.
Auch den Bemühungen der Plattenindustrie werden wenig Chancen eingeräumt: Zwar könne der Zentralserver von Napster durch eine einstweilige Verfügung stillgelegt werden. Um den Vertrieb von illegal vervielfältigten Sound-Dateien im Internet zu stoppen, wären aber Hunderttausende von einstweiligen Verfügungen notwendig.