Mobilfunker klagen über Roaming-Tarife
Die drei größten heimischen Mobilfunkanbieter mobilkom, T-Mobile und Orange/One sehen durch die Roaming-Preisregulierung der EU-Kommission den heimischen Mobilfunkstandort gefährdet. Der Mitbewerber "3" und der österreichische EU-Parlamentarier Paul Rübig [ÖVP] widersprechen.
Mobilkom, T-Mobile und Orange/One protestierten am Donnerstag heftig gegen die von der EU verordneten niedrigeren Roaming-Tarife und warnten vor weiteren Eingriffen in die Roaming-Preisgestaltung bei SMS und Datendiensten.
Der Mobilfunkstandort Österreich sei dadurch massiv gefährdet, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung der drei Mobilfunker.
Studie: Investitionsrückgang
Anlass für den Aufschrei der drei Anbieter war eine am Donnerstag veröffentlichte, von ihnen in Auftrag gegebene Studie der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, die konstatierte, dass die Investitionen der drei Mobilfunkanbieter infolge der EU-Roaming-Verordnung im ersten Halbjahr 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 40 Prozent zurückgegangen seien.
Die Zahl der aktiven Roaming-Minuten sei lediglich um vier Prozent gestiegen, die Umsätze aus der Roaming-Telefonie hätten sich seit der Einführung der Preisobergrenzen hingegen um 40 Prozent reduziert. Die von der EU-Kommission prognostizierten Nutzungssteigerungen seien durch die Preissenkungen nicht eingetreten.
Die direkt auf die Regulierung zurückzuführenden Einbußen beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung [EBITDA] würden sich bislang für die drei Anbieter in Summe auf rund 80 Millionen Euro belaufen, hieß es in der Aussendung.
Mobilkom-Vorstand Hannes Ametsreiter erwartet durch die geplante EU-Regulierung bei SMS und Datendiensten "finanzielle Verluste in etwa gleicher Größenordnung". Weitere regulatorische Eingriffe hätten unmittelbare Folgen für den Standort Österreich, so Ametsreiter.
Die Roaming-Tarife wurden auf Anordnung der EU-Kommission bisher in zwei Schritten gesenkt. Im September des Vorjahres wurden 49 Cent je Minute für ausgehende Gespräche und 24 Cent für einlangende Gespräche [jeweils ohne Mehrwertsteuer] vorgeschrieben, und zwar dann, wenn man mit einem inländischen Handy im Ausland telefoniert.
Ein Jahr später wurde dieser Preis nochmals um zwei Cent heruntergesetzt, in den nächsten Jahren soll es noch billiger werden. Ab 1. Juli 2009 sollen darüber hinaus SMS mit 0,11 Euro gedeckelt werden.
"Unproportionale Gewinne"
Der Anbieter "3" kommentierte die Aufregung der Konkurrenz mit Häme: Es sei nicht ganz unverständlich, dass sich die Mitbewerber gegen die Regulierung der Roaming-Kosten wehren, sie hätten jahrelang von unproportionalen Gewinnen profitiert, hieß es in einer Unternehmensaussendung vom Donnerstag.
Von der von der EU-Kommission forcierten Senkung der Roaming-Gebühren bei Datendiensten erwartet sich das Unternehmen, das innerhalb des eigenen Netzes Roaming-Gebühren bereits europaweit abgeschafft hat, eine "nachhaltige Stimulierung des Nutzungsverhaltens".
EU-Parlamentarier kontert
Auch EU-Parlamentarier Rübig wollte die von den drei Mobilfunkern präsentierte Studie nicht unkommentiert lassen.
Die Betreiber würden immer noch "gesunde Gewinne" durch Roaming erzielen, teilte Rübig in einer Aussendung mit: "Die Roaming-Regulierung erlaubt den Unternehmen eine Gewinnmarge von 60 Prozent. Das ist viel höher als bei anderen Diensten, und zudem gibt es noch genügend Spielraum für Wettbewerb." Es liege ganz alleine an den Netzbetreibern und ihrer Unternehmenspolitik, so Rübig.