Motorola will GPRS-Marktanteile um jeden Preis
Der Telekom-Konzern Motorola prescht bei der Hochgeschwindigkeits-Mobilfunktechnologie GPRS [General Packet Radio Service] vor und will mit einer Reihe von neuen Produkten dem Konkurrenten Nokia um jeden Preis Marktanteile wegschnappen.
GPRS ermögliche es, Mobilkommunikation und Internet näher zusammenzubringen, und sei eine Art Türöffner für den Mobilfunkstandard der dritten Generation UMTS [Universal Mobile Telecommunications System], so das Unternehmen.
GPRS
Über GPRS erhält man über Handy Hochgeschwindigkeitszugang zu
Internet- oder WAP-Diensten und -Inhalten. Der Bedarf dafür sei
schon längst da, ist man bei Motorola überzeugt. Das Netzwerk sei
viel effizienter, da es nur beansprucht wird, wenn tatsächlich Daten
übertragen werden. Verrechnet werde nicht nach Minuten im Netz,
sondern nach Größe der Datenpakete.
2004 sind Hälfte aller User mobil im Netz
Bis 2004 werde es 1,1 Milliarden Internet-User geben, zitiert Motorola Studien, der Zugang werde zur Hälfte über Mobil-Endgeräte erfolgen. Und Motorola will auf diesem Millionenmarkt als Geräte- und Infrastrukturanbieter kräftig mitmischen.
"Mobiltelefonierer kaufen heute alle neun Monate ein neues Handy", sagte Rick Darnaby, General Manager für Europa, den Mittleren Osten und Afrika, vor Journalisten in London, dem Sitz der GPRS-Technologiepartnerschaft mit Cisco namens Invisix, an dem Motorola zu 80 Prozent beteiligt ist. Andererseits "bleiben die meisten jener Computermarke und jenem System treu, mit dem sie erstmals gearbeitet haben". Einen ähnlichen Loyalitätseffekt erhofft Darnaby auch auf dem Handymarkt. Aus diesem Grund sei der Zeitvorsprung bei GPRS so wesentlich.
Neues Handy auf dem Markt
Das mobile Internet wird seinen Siegeszug vor allem in Europa feiern, wo das "Handy weit mehr ein 'way of life' als in den USA geworden ist", so Darnaby weiter. Erst vor zwei Wochen gingen sowohl die deutsche T-Mobil als auch die britische BT Cellnet mit Motorolas Timeport-p7389i-Handy, dem ersten Dreiband-GPRS-Handy weltweit, mit GPRS auf den Markt. Bis Ende des Jahres sollen Folgeprodukte kommen.
Koexistenz möglich
Die Motorola/Cisco-Technologie könne auch in bestehende GSM-Netzwerke implementiert werden, bereits getätigte Investitionen der Mobilfunkbetreiber seien daher nicht hinfällig, beruhigt Darnaby. GPRS-Anwendungen könnten auch im UMTS-Standard genutzt werden. Wegen dieser "Koexistenz" und auch wegen der oben erwähnten immer kürzeren Lebensdauer würden die Konsumenten GPRS-Endgeräte kaufen, obwohl UMTS vor der Tür stehe.
WAP go home
WAP-Handys und -Dienste [Wireless Applicaton Protocol] seien
hinter den Erwartungen der Industrie zurückgeblieben, weil viele
Verbraucher mit dem "konsumentenfeindlichen Begriff" nichts
anzufangen gewusst hätten. Zudem habe zeitgleich der Prepaid-Boom
eingesetzt. "Im Nicht-Prepaid-Bereich haben wir einen gesunden
Marktanteil", so Darnaby, der keine Prognose über den
Weltmarktanteil Motorolas auf Jahressicht abgeben will. Nun
konzentriere man sich auf wenige, wirklich gute Produkte, räumt
Darnaby heute ein.
31 Mrd. USD Umsatz
Motorola setzte 1999 mit 22.000 Mitarbeitern 31 Mrd. USD um und betreibt 19 Forschungs- und Entwicklungszentren sowie 13 Produktionsbetriebe.