"Digitale Kluft" zwischen Arm und Reich
Ein neuer Begriff definiert die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen den aufstrebenden Ländern des Südens und dem industrialisierten Norden: "digitale Trennung".
Das Internet birgt ein enormes Potenzial für die Dritte Welt, stellte eine UNO-Konferenz diese Woche in New York fest. Es könnte ihnen endlich die Weltmärkte erschließen, neue Jobs und einen gewissen Wohlstand verschaffen - oder sie aber auch noch weiter in die Tiefe reißen.
Doch was hilft das, wenn ein Land keinen Strom hat. Weltbank-Präsident James Wolfensohn gab zut: Für die 6,5 Millionen Einwohner Ruandas gebe es tatsächlich weniger Telefon- oder Modemanschlüsse als für die Mitarbeiter seiner Organisation.
In Äthiopien sind 60 Prozent
der Einwohner Analphabeten. Nur eine winzige Elite surfe durch
das Internet: 98 Prozent der Netzbenutzer haben einen
Universitätsabschluss. Das gesamte Afrika ist schwächer im Internet
vertreten als die Stadt New York. Alle Länder Südamerikas und der
Karibik zusammen verfügen über weniger Websites als das
vergleichsweise kleine Finnland, heißt es in einem UNO-Bericht, der
im Juni vor Beginn der ECOSOC-Tagung erschien.
Mit Informationstechnologien Armut bekämpfen
Irlands Ministerin für Entwicklungshilfe und Menschenrechte, Liz O'Donnell, verlangte während der dreitägigen Ministerrunde zum Auftakt der vierwöchigen ECOSOC-Tagung, die neuen Informationstechnologien noch viel intensiver als bisher auf Möglichkeiten abzuklopfen, die ärmsten Länder der Welt zu fördern.
Schließlich seien die Vereinten Nationen ihrem 1995 in Kopenhagen erklärten Ziel, Armut global bis 2015 auf die Hälfte zu reduzieren, bisher nur unwesentlich näher gekommen.
Primäres Problem ist oft der Hunger
Computer und Telefonnetze also als Entwicklungshilfe der Zukunft statt Nahrungs- und Lehrmittel sowie Medikamente?
Der Leiter für den Bereich Infrastruktur und Industrie bei der Afrikanischen Entwicklungsbank, Cordje Bedoumra, lehnt diesen Gedanken strikt ab:
Afrika brauche die humanitäre Hilfe weiter zum Überleben, habe aber durch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien erstmals die Chance, "einen Sprung vorwärts zu schaffen".