Der große Datenfresser des FBI
Die gestern durch einen Artikel im "Wallstreet Journal"
in neuen Details publik gewordenen technischen Möglichkeiten des FBI, Millionen von E-Mails quasi in Echtzeit abzufangen und zu analysieren, haben einen Aufschrei unter US-Bügerrechtlern ausgelöst.
In einem Protestbrief an den für Verfassungsfragen zuständigen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses [Constitution Subcommittee] hat die "American Civil Liberties Union" eine sofortige gesetzliche Kontrolle und Beschränkung des Betriebs gefordert.
Der "Carnivore" [Fleischfresser] des FBI dockt über eine Schnittstelle direkt am Netzwerk eines Internet-Providers oder gleich an einem großen Knoten [Internet Exchange] an. Dort fängt er den gesamten Mailverkehr ab, analysiert und indiziert ihn.
Transparente Überwachung
Das FBI hat damit Zugriff auf das gesamte Netzwerk, dessen
Betreiber fehlt jede Möglichkeit, nachzuprüfen, auf welche Daten
zugegriffen und was tatsächlich gespeichert wurde. Die Überwachung
ist damit technisch "voll transparent", wie es im Jargon der
Netzwerker heißt.
Brief der American Civil Liberties Union
Carnivore und Omnivore
Carnivore ist bereits seit 18 Monaten im Einsatz und wurde nach Angaben des FBI nicht nur für die Strafverfolgung bei gewöhnlichen Kriminalfällen verwendet, sondern kam auch bei "Maßnahmen zum Schutz der Infrastruktur" zur Anwendung, was immer das genau bedeuten mag.
Konnte das Vorgängersystem mit dem viel sagenden Titel "Omnivore" sechs Gigabyte pro Stunde abfangen und indizieren, so ist davon auszugehen, dass Carnivore ein Vielfaches davon leistet.
Wo die Technik herkommt
Da E-Mail im Vergleich zu telefonischer Kommunikation besonders
einfach zu überwachen ist, zeichnet sich angesichts dieser
zweifellos aus dem Bereich der "National Security Agency" stammenden
Technologie die Möglichkeit einer lückenlosen Überwachung aller
IP-Netze durch die gesetzlich ermächtigten Behörden erstmals
realistisch ab.