Todeslisten für Start-ups etwas verfrüht
Der Neue Markt schloss heute mit einer Überraschung, denn die Anleger ließen sich von der Diskussion um die Negativlisten nicht beeindrucken.
Sie reagierten gegen den Trend und kauften jene Werte, die auf Grund schlechter Beurteilungen in den vergangenen Tagen stark gefallen waren.
Yahoo belebt Nasdaq
Die Nasdaq hat gestern mit einem Plus von 3,6 Prozent bei 4.099,59 Punkten geschlossen. Das ist der höchste Wert seit drei Monaten.
Ausschlaggebend waren vor allem die über den Erwartungen liegenden Quartalsergebnisse von Yahoo, die den zuletzt arg geschüttelten Aktien im Technologiesektor deutlichen Auftrieb verliehen.
Zu den Gewinnern des gestrigen Tages zählten neben Yahoo [plus 18 Prozent] auch eBay [plus 20] und CMGI [plus 19]. Im Business-to-Business-Bereich konnten Commerce One 22 Prozent und Ariba 13 Prozent zulegen. Gewinner des Tages war auch GoTo.com mit einem Plus von fast 51 Prozent.
Krise auf Neuem Markt
Während die Nasdaq mit ruhigen Verläufen beeindruckt, herrscht auf dem Neuen Markt in Deutschland Verwüstung. Jüngster Sport ist das Veröffentlichen von Todeslisten.
Der renommierte "Platow Börsenbrief" hat sieben Unternehmen, unter anderem Gigabell, als überlebensunfähig erklärt. Gigabell ist daraufhin gleich um ein Drittel abgerutscht. Der "Prior-Börsenbrief" hat Werte wie Gigabell, artnet.com, fluxx.com, Netlife und DataDesign auf seine Liste gesetzt. Beobachter sind allerdings erstaunt, dass nicht Werte wie Cybernet mit auf der Liste stehen. Böse Zungen behaupten, die Empfehlung von Cybernet mitsamt den nachfolgenden Kurshöhen hätten den Prior-Ruf als Guru erst begründet, und das Fehlen auf der Todesliste sei ein verspäteter Dank dafür.
Das Anlegermagazin "Capital" hat ebenfalls mehrere Dot.coms auf die Todesliste gesetzt - darunter Artnet.com, Cybernet, Edel Music.
Update.com
Analysten zeigten sich enttäuscht über die von dem Wiener
Softwarehaus gestern Abend vermeldeten Zahlen, die deutlich unter
dem angepeilten Umsatzwachstum von 30 bis 40 Prozent im zweiten
Quartal lagen. Die Update.com-Aktien reagierten heute mit deutlichen
Kurseinbrüchen auf die Umsatzwarnung.
Flurbereinigung in der Neuen Wirtschaft
Für das deutsche "Manager Magazin" steht fest, dass viele Dot.coms dieses Jahr nicht überleben werden. Die Neue Wirtschaft sei zwar längst nicht am Ende, aber sie stehe vor einer überfälligen Bereinigung.
"Die Trittbrettfahrer und Glücksritter im WWW müssen den Unternehmen weichen, die Vernetzung nicht als Spielwiese für unausgegorene Ideen betrachten. Sieger im E-Business werden Unternehmen sein, die geschickt die Vorteile der virtuellen und realen Welt kombinieren - wie Cisco oder Oracle."
Das "Manager Magazin" prophezeit, dass sich nur wenige Dot.com-Firmen den traditionellen Unternehmen entgegenstemmen werden, Anbieter wie Yahoo oder Intershop etwa, die frühzeitig auf dem Markt waren und deren Name heute bereits eine Marke sei.
Die Gründe für das Start-up-Sterben
Als Gründe für das große Start-up-Sterben nennt das "Manager Magazin":
.) Zu viele Internet-Start-ups verfolgen dieselben Geschäftsmodelle und liefern einander einen ruinösen Wettbewerb.
.) In ihrem E-Eifer finanzierten Risikokapitalgeber auch fragwürdige Ideen, die jetzt die Bewährungsprobe nicht bestehen.
.) Businesspläne scheitern, weil die Gründer keine klaren Vorstellungen davon haben, woher eigentlich die Einnahmen kommen sollen.
.) In zahlreichen Projekten mangelt es an professioneller Umsetzung, vor allem in der Logistik.
Das "Manager Magazin" analysiert