Upstarts, Börsenkurse, Todeslisten
In den letzten Monaten sind sogenannte DotComs ernorm unter die Räder geraten: Abstürze von bis zu 80 Prozent waren keine Seltenheit. Auch österreichische Startup-Unternehmen waren betroffen.
Diese Woche scheint das Börsewetter etwas freundlicher zu sein. Heute Freitag konnte der Neue Markt in Frankfurt bis 18:15 Uhr 2,8 Prozent zulegen [Nemax50]. Auch die US-Techbörse Nasdaq startete deutlich im Plus.
Ein österreichisches Upstart-Unternehmen hatte es allerdings schwer erwischt: update.com musste gestern einen Einbruch von 33 Prozent hinnehmen. Vor allem Daytrader haben den Anfangsabsturz von beinahe 50 Prozent dazu genutzt, aus dem angeschlagenen Wert noch Gewinne zu machen [siehe "Mehr zu diesem Thema" unten].
Die DotCom-Todeslisten
Die Umfrage der Futurezone im Anhang an einen Artikel über so genannte DotCom-Todeslisten, die in DE kursieren, fand man in den Chefetagen österreichischer DotComs naturgemäß wenig amüsant.
Für Norbert Teufelberger, Finanzvorstand von Betandwin.com ist es "absolut unbegründet und nicht nachvollziehbar", dass sein Unternehmen auch nur in die Nähe einer "Todesliste" gerückt werde.
Sicher, man sei durch den allgemeinen Verfall der Internet-Werte "mit nach unten gezogen" worden, bei laufenden Kosten von etwa fünf Millionen Euro pro Jahr könne man theoretisch zehn Jahre auch völlig ohne Einnahmen überleben, da 52 Millionen Euro in Cash vorhanden seien.
Im Unterschied zu anderen Unternehmen stiegen die Umsätze von Betandwin.com gemäß dem Businessplan, nämlich von 5,5 Millionen Euro [1999] auf 15 Millionen [2000], der Verlust werde nicht höher als die geplanten maximal 2,5 Millionen sein.
Die DotCom "Todeslisten"Umsätze und Businesspläne
Sascha Stahl, Sprecher der arg gebeutelten Update.com findet gleich mehrere Gründe, warum sein Unternehmen keinen Grund zur Angst vor "Todeslisten haben müsse.
Zum einen sei Update keine typische DotCom-Neugründung, sondern habe mit dem "Marketing Manager" seit Jahren ein Produkt mit weltweit 35.000 Business-Anwendern auf dem Markt.
Man fühle sich von der Börse "ungerechtfertigt bestraft", zumal man nie ein Hehl daraus gemacht habe, dass die Gewinnschwelle erst ab 2002 erreicht sei. Immerhin sei Update für seine Entwicklungen im Bereich Customer Relationship Management, so Stahl, von Time Magazine jüngst unter die 50 heißesten HiTech-Firmen Europas gereiht worden.
UpdateWebfreetv und Yline
Auch Niclas Schmiedmaier, Finanzvorstand von Webfreetv.com
fürchtet sich eingestandenermaßen nicht vor "Todeslisten", die
Korrekturen an den Börsen "waren absolut absehbar" und überdies
bewege sich Webfreetv immer noch über dem Ausgabepreis.
Yline
Der Aktienkurs von Yline werde nicht von Internet-Umfragen
bestimmt sondern immer noch von den Börsianern, sagt Franz
Zimmermann, Vorstandsmitglied des Providers Yline. Da sei es nun
einmal so, dass - ganz im Unterschied zu anderen DotComs - die
Yline-Aktie immer noch ein Mehrfaches über dem Ausgabekurs liegt.