Klage gegen den Datenfresser des FBI
Zum "Carnivore" [Fleischfresser] genannten Abhörutensil des FBI werden immer neue Details bekannt. Zum Beispiel, dass diese Kombination aus Hard- und Software bereits seit 1999 zum Einsatz kommt und dass zwei Vorläufersysteme namens Omnivore und Etherpeek existieren.
Im Frühling diesen Jahres musste der US-Großprovider Earthlink [4,2 Millionen Kunden] das FBI-Gerät nach einem verlorenen Prozess an sein Netz andocken lassen.
Daraufhin sei es zu so schweren Störungen im Betrieb gekommen, sagte Earthlinks Technischer Direktor dem "Wall Street Journal", dass man sich entschlossen habe, die Überwachung selbst durchzuführen und dem FBI die Daten zu übermitteln.
Freedom of Information Act
Die "American Civil Liberties Union" hat nun in einem
ungewöhnlichen Schritt unter dem "Freedom of Information Act" [FOIA]
geklagt und das FBI aufgefordert, sowohl den Source-Code wie alle
Handbücher und die gesamte interne Korrespondenz
"Bei allem Respekt"
Das FBI fordere von der Öffentlichkeit Vertrauen ein, dass diese Black Box nicht missbraucht werde, schreibt Barry Steinhardt, Associate Director der "American Civil Liberties Union" in einem offenen Brief. "Bei allem Respekt - aber das würden wir doch gerne nachprüfen."
Protokoll aller Datentransfers
Um die gesamte Kommunikation [Mail, IRC, ICQ, FTP] eines
Verdächtigen in einem TCP/IP-Netzwerk abzufangen, ist es notwendig,
dass sämtliche Datenpakete in zumindest einem Teil, wenn nicht dem
gesamten Netz analysiert werden. Bei der in den USA üblichen Dauer
von durchschnittlich 45 Tagen pro Überwachungsvorgang könnte das FBI
in diesem Zeitraum dann über ein Protokoll aller Datentransfers in
dem betreffenden Netzwerk verfügen.
Vorauseilende Gefahrenerforschung
Damit lassen sich anonyme Profile erstellen, die wiederum mit so genannten Bedrohungsmustern abgeglichen werden können - vorauseilende Gefahrenerforschung eben, wie sie nach dem Wortlaut des jüngst in Österreich beschlossenen Polizeibefugnisgesetzes auch hier zu Lande nicht ausgeschlossen ist.
In Holland ist zur Überwachung von TCP/IP-Netzwerken ein offenbar ähnliches Set-up aus Hard- und Software [Black Box] der Polizei in Verwendung.