17.08.2000

FUNK-GELD

Bildquelle: waldt

Auktion endet mit "wirtschaftlichem Wahnsinn"

Die Versteigerung der deutschen UMTS-Lizenzen ist mit einem Erlös von knapp über 50 Milliarden Euro beendet worden.

Nach fast drei Wochen und 173 Bietrunden kamen für insgesamt 50,5 Milliarden Euro alle sechs verbliebenen Bieter mit einer "kleinen" Lizenz aus zwei Frequenzblöcken zum Zuge.

Die Lizenzen kosten die Unternehmen und Konsortien zwischen 8,37 und 8,48 Milliarden Euro.

Zweite Runde

Die siegreichen Unternehmen können nun in einem zweiten Versteigerungsabschnitt ein weiteres Frequenzspektrum erwerben.

Mit diesem können UMTS-Mobilfunknetze enger geknüpft werden, was höhere Kundenzahlen und vielseitige Mobilfunkangebote zulässt.

Analysten messen dem zweiten Auktionsabschnitt allerdings weniger Bedeutung bei. Bei dieser Auktion wird daher ein schnelleres Ende erwartet.

UMTS-Lizenzkosten "wirtschaftlicher Wahnsinn"

Die Deutsche Telekom hat die erzielten Milliardenerlöse als "wirtschaftlichen Wahnsinn" bezeichnet. "Wir haben diesem Irrsinn ein Ende gesetzt", sagte Konzernsprecher Ulrich Lissek.

Die zuletzt für drei Frequenzblöcke abgegebenen Gebote seien wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gewesen. Für eine große Lizenz waren Summen von mehr als zwölf Milliarden Euro geboten worden.

Lissek bezeichnete die hohen Lizenzkosten als einen gravierenden Nachteil für Deutschland. "Wir starten mit einer massiven Hypothek in die UMTS-Zukunft."

Bis kurz vor Ende der Auktion in Mainz hatten sich vor allem Mannesmann und T-Mobil einen heftigen Schlagabtausch um drei Blöcke geliefert. Die Telekom-Tochter signalisierte dann kurz vor Ende der Versteigerung, dass sich das Unternehmen auch mit zwei Blöcken und damit einer kleinen Lizenz zufrieden geben würde.

Optimaler Wettbewerb

Klaus-Dieter Scheurle, Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, war bei der Präsentation des Auktions-Ergebnisses im Gegensatz zur Deutschen Telekom optimistisch gestimmt: "Mit sechs Anbietern haben wir ein Ergebnis erzielt, das den intensivsten Wettbewerb und die günstigsten Lösungen verspricht."

Ein Mitarbeiter der VIAG Interkom skandierte im Hintergrund: "Bravo!".

Pro Kopf

Die in Deutschland erzielten Auktionsgebote haben damit - pro Kopf gerechnet - das Niveau der UMTS-Auktion in Großbritannien von etwa 600 Euro pro Einwohner erreicht.

15 Milliarden für Nichts

Dass es in Mainz so teuer wurde, haben sich vor allem die Branchenführer Mannesmann Mobilfunk und T-Mobil zuzuschreiben: Sie hatten bis kurz vor Schluss auf Biegen und Brechen versucht, doch noch eine "große" Lizenz aus drei Frequenzblöcken zu ersteigern, und damit die Preise in die Höhe getrieben.

"Es ist ein bisschen ärgerlich, dass alle das gleiche Ergebnis 15 Milliarden Euro günstiger hätten haben können", bemerkte ein VIAG-Interkom-Sprecher.

In der Tat hätte es bereits am Montag bei einem Stand unter 35 Milliarden Euro erstmals Gelegenheit gegeben, den Markt gütlich untereinander aufzuteilen.

Ob Mannesmann und Telekom mit den schwachen Lizenzen auskommen, muss sich nun erst noch zeigen. Mit zwei Frequenzblöcken sei beiden nicht gedient; bei ihrem starken Kundenwachstum bräuchten die Platzhirsche des deutschen Marktes eigentlich mehr Spielraum, urteilte der Analyst Theo Kitz von Merck Finck.