20.08.2000

PORTRÄT

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Ein Agent gegen ECHELON

Es klinge zwar merkwürdig, meint Nicky Hager, aber

die Rolle eines Journalisten, der über die Tätigkeiten der Nachrichtendienste berichte, sei weniger die eines neutralen Berichterstatters als vielmehr "die eines Agenten für die Demokratie".

Was die Dienste nämlich am meisten scheuten, seien öffentliche Diskussionen über ihre Tätigkeit per se.

Den im September startenden

Untersuchungsausschuss des EU-Parlaments sieht der neuseeländische Geheimdienst-Analyst als eine einmalige Gelegenheit für Journalisten, diesen gigantischen Überwachungskomplex zu dokumentieren.

Der Schmerz im Nacken des Establishments

Hager selbst, den der neuseeländische Ex-Premierminister David Lange einmal als "pain in the neck of the establishment" bezeichnet hat, kam mit dem Thema just im Jahr 1984 durch Zufall in Kontakt.

Bei einem Ausflug mit Freunden landete man an der kleineren der beiden neuseeländischen ECHELON-Stationen, Tangimoana, und wunderte sich, wie viel Technik made in USA da kaum bewacht im Freien stand. Vor allem aber: zu welchem Zweck?

Die Nummernschilder der in Tangimoana abgestellten Wagen waren die ersten Daten, die Hager zu ihren Besitzern zurückverfolgte.

Fakten vom anderen Ende

Die weitaus meisten bekannt gewordenen Fakten zum Abhör-Komplex stammen nämlich nicht etwa aus Großbritannien oder den USA, sonder ausgerechnet vom kleinsten der ECHELON-Partner am anderen Ende der Welt.

In jahrelanger Kleinarbeit verglich Hager die in Neuseeland öffentlich einsehbaren Listen aller Staatsangestellten mit den Telefonlisten des Verteidigungsministeriums.

Dazu führte er ausgedehnte Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern des GCSB und klagte unter der neuseeländischen Variante des in allen angelsächsischen Ländern gebräuchlichen "Freedom of Information Act" die Herausgabe von Dokumenten ein.

Lange Listen von Agenten

Die Resultate waren jedenfalls dazu angetan, dass Hager nicht nur dem eigenen Geheimdienst auf die Nerven ging, sondern auch der mächtigen "National Security Agency" zum Schmerz im Nacken wurde.

Angesichts eines Buches, das die Geschichte des globalen ECHELON-Netzwerks von 1948 bis heute in allen Details schildert und - lange bevor Derartiges im Internet in Mode kam - Organigramme und Namenslisten der Mitarbeiter des GCSB veröffentlichte, mutet es seltsam an, dass Hager nie etwas passiert ist.

Gewissermaßen als Draufgabe drang er nach dem Erscheinen des Buchs zusammen mit einem Fernsehteam in die ECHELON-Station Waihopai ein und filmte technisches Equipment aus dem Inneren. Der Film wurde dann im neuseeländischen Fernsehen ausgestrahlt.