Rekordminus für Intel nach Umsatzwarnung
Der weltgrößte Chiphersteller hat die Wall Street am Donnerstag nach Börsenschluss mit einer Warnung über niedrigere Umsätze als erwartet im dritten Quartal 2000 in Aufregung versetzt. Intel machte "vor allem die schwächere Nachfrage in Europa" für die überraschende Negativprognose verantwortlich.
Intel erwartet im dritten Quartal nur einen Umsatzanstieg von drei bis fünf Prozent gegenüber dem Umsatz von 8,3 Milliarden Dollar im zweiten Quartal. Das sei niedriger als die bisherigen Erwartungen, betonte die Gesellschaft kurz nach Börsenschluss. Branchenexperten hatten mit einem Umsatzzuwachs von neun bis zehn Prozent gerechnet.
Dramatische Kursverluste
Daraufhin brachen die Intel-Aktien im nachbörslichen Handel
zeitweise um 12,92 Dollar oder 21 Prozent auf 48,56 Dollar ein. Das
bedeutete nach Berechnungen der US-Wirtschaftsnachrichtenagentur
"Bloomberg" einen Wertverlust der Intel-Aktien von insgesamt 77
Milliarden Dollar. Es handle sich um eine der bisher schlimmsten
Einbußen. Die Intel-Aktien waren zuvor bereits im regulären Handel
um 1,58 Dollar auf 61,48 Dollar gefallen. Sie waren zum
Börsenschluss vor dem Einbruch laut "Bloomberg" insgesamt 412,8
Milliarden Dollar wert gewesen. Die Intel-Aktien hatten allerdings
in diesem Jahr rasant um 49 Prozent zugelegt. Im September kam es
dann auf Grund der Warnung eines Analysten zu einem starken
Kursrückschlag, der sich jetzt dramatisch beschleunigte.
Auch schwacher Euro ein Faktor
Intel erläuterte die Geschäftssituation in Europa nicht näher und machte auch keine genaue Gewinnprognose. Das Unternehmen erwartet für das dritte Quartal eine Bruttogewinnmarge von 62 Prozent mit einem Spielraum von einem Prozent nach oben oder unten. Die Gesellschaft hatte bisher mit einer Bruttogewinnmarge von 63 bis 64 Prozent gerechnet. Für das Gesamtjahr geht Intel von einer Gewinnmarge von 63 Prozent aus.
Die Gesellschaft erwartet im dritten Quartal Zins- und sonstige Einnahmen von 900 Millionen Dollar gegenüber einer bisherigen Prognose von 800 Millionen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Fusionen und Übernahmen dürften für das Jahr 2000 rund vier Milliarden Dollar erreichen. Die Investitionen dürften sechs Milliarden Dollar betragen.
Analysten glauben, dass auch der schwache Euro das Intel-Geschäft in Europa beeinträchtigt haben dürfte. Es haben inzwischen zahlreiche US-Unternehmen auf Grund der Wechselkursveränderungen Gewinnwarnungen gegeben.
Krisenstimmung in Computerbranche
Andere führende Technologiewerte wie Advanced Micro Devices,
Micron Technology, Dell, Compaq, Microsoft, Cisco und Applied
Materials wiesen ebenfalls hohe Kursverluste im nachbörslichen
Handel auf. Branchenkenner befürchten, dass eine schwächere
PC-Nachfrage auch andere Chip-, Computer-, Software- und sonstigen
einschlägigen Unternehmen treffen könnte.
Micron