25.10.2000

HINTERGRUND

Bildquelle: ORF ON

Hacker gegen Großkonzerne

Heute, 25. Oktober, läuft die Frist ab, die Eric Corley, dem Enfant Terrible der Hackersite 2600.com, von General Motors gesetzt wurde. Es sieht ganz danach aus, als bahne sich rund um Halloween wieder ein spektakulärer Fall an, in dem Gerichte die Frage klären werden müssen, was schwerer wiegt.

Die Individualrechte auf freie Diskussion, Meinungsäußerung und Entfaltung der Persönlichkeit, die Corley und andere für sich reklamieren, stehen gegen die Interessen mächtiger Lobbys und Konzerne - und deren Trademarks und Copyrights.

Corley [aka Emanuel Goldstein] hatte sich zusammen mit vielen anderen seines Schlags weltweit praktisch mit ganz Hollywood angelegt, indem er sich weigerte, den DVD-Kopierschutz-Hack DeCSS von seinem Server zu nehmen.

Domains als Orientierungshilfe

Es müsse jemanden geben, meint Corley, der diesen Unternehmen, die sich anmaßten, zu bestimmen, wer wann über sie diskutieren dürfe, auf die Finger schaue.

Im Sinn des Konsumentenschutzes seien derartige Domainnamen unverzichtbar, vor allem weil die Betroffenen die Sites, auf denen über ihre Probleme diskutiert werden, dadurch erst finden würden.

Nicht ganz überraschend kann der größte Autohersteller der Welt, General Motors [GM], dieser Argumentation nicht folgen. GM forderte Corley ultimativ auf, fuckgeneralmotors.com bis 25. Oktober zu übergeben, da deren Verwendung durch Dritte einen Missbrauch der Trademark darstelle.

Unterstützung durch die EFF

Gegen 2600.com laufen im Moment mehrere Prozesse, wenigstens in einem werden die Hacker massiv von der Electronic Frontier Foundation [EFF] unterstützt.

Die wiederum setzt, angesichts ihres beträchtlich gesunkenen Ansehens in der Community, wieder auf offensives Vorgehen und springt auffälligerweise immer dann ein, wenn es gegen "alte" Industriezweige geht.

Während der Amtszeit der derzeitigen ICANN-Protagonistin Esther Dyson als Präsidentin und danach war die EFF in den Ruch gekommen, als wirtschaftslibertäre Lobby nur noch die Interessen der Neureichen aus Silicon Valley zu vertreten.