31.10.2000

PAUKEN.SCHLAG

Bildquelle: FuZo

Bertelsmann umarmt Napster

Der Streit um die kostenlose Musiktauschbörse Napster hat eine überraschende Wendung genommen:

Der deutsche Medienkonzern Bertelsmann und Napster erklärten heute abend in Gütersloh und New York, Napster werde in einen Abonnement-basierten Service umgewandelt und Musikstücke künftig kostenpflichtig anbieten.

Im Zusammenhang mit der Allianz werde die Bertelsmann-Musik-Tochter BMG ihre Klage gegen Napster wegen der illegalen Verbreitung von Musiktiteln zurückziehen.

Mit 37 Millionen Nutzern biete Napster

eine breite Basis für ein Musikangebot im Internet, auch wenn voraussichtlich nicht alle bisherigen Napster-Fans das kostenpflichtige Modell künftig nutzen würden, sagte ein Bertelsmann-Sprecher.

Geschäftsmodell von Napster vor Änderung

Wie Bertelsmann ankündigte, soll das Geschäftsmodell von Napster geändert und gleichzeitig sicher gestellt werden, dass Tantiemen an Künstler, Autoren und Plattenlabels gezahlt werden.

Im Zuge der neuen Partnerschaft kündigte die Bertelsmann Music Group [BMG] an, die Klage gegen Napster zurückzuziehen und den kompletten Katalog ihrer digitalisierten Musiktitel zur Verfügung zu stellen.

Bertelsmann wird Napster einen Kredit sowie seinen gesamten Katalog digitalisierter Musiktitel zur Verfügung stellen, um das neue Geschäftsmodell zu verwirklichen, erklärte der deutsche Verlagskonzern.

Napster war von der US-Musikindustrie

verklagt worden, weil über die Unternehmenswebsite mit einer speziellen Software kostenlos Musikstücke im digitalen MP3-Format im Internet aufgespürt und gratis heruntergeladen werden können.

Laut Musikindustrie werden täglich zwischen zwölf und 30 Millionen Songs von Napster-Nutzern kostenlos auf ihre Computer kopiert und damit die Urheberrechte der Künstler verletzt.

Mehrheit von Napster soll an Bertelsmann gehen

Dafür erhalte die neu gegründete Tochter Bertelsmann eCommerce Group [BeCG] die "garantierte Zusicherung, einen Anteil an Napster erwerben zu können".

Das Unternehmen wollte zunächst nichts zur Höhe der möglichen Beteiligung mitteilen.

Aus Branchenkreisen verlautete aber, dass Bertelsmann für einen "mittleren zweistelligen Millionenbetrag" die Mehrheit an Napster übernehmen wird.

Gleichzeitig stellt der Medienkonzern einen Kredit in unbekannter Höhe zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells zur Verfügung.