Neue Details zu Bertelsmanns Napster-Plänen
Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff sieht die Zukunft im File-Sharing à la Napster.
In einem Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" sagte Middelhoff: "Dem Ins-Netz-Stellen einzelner Musikstücke gehört die Zukunft". File-Sharing, also der Austausch einzelner Musikstücke, werde ein festes Element des Online-Vertriebs von Musikprodukten sein.
Der Chef der Bertelsmann eCommerce Group, Andreas Schmidt, sagte, er sei davon überzeugt, dass sich auch anderen Musik-Firmen an der Internet-Musik-Plattform Napster beteiligen würden.
Schmidt wies in einem Interview von "Spiegel-ONLINE" darauf hin, dass die Mitglieder einen aktiven Beitrag dazu leisten müssten, dass Künstler und Rechte-Inhaber für die Verbreitung ihrer Werke im Internet entlohnt werden könnten. 90 Prozent der Internet-Nutzer hätten akzeptiert, dass die Verbreitung von Musik im World Wide Web angemessen entlohnt werden müsse, sagte Schmidt.
Schmidt wiederholte im Interview mit "Spiegel-ONLINE" die schon von Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff ausgesprochene Einladung an Time Warner, EMI, Sony Music und Universal Music, gemeinsam über die Entwicklung eines legalen Austauschs von Musikdateien im Internet zu verhandeln.
Schmidt im "Spiegel"Beteiligung weiterer Musik-Firmen an Napster
In einem Interview mit der deutschen Sonntagszeitung "Welt am Sonntag" ergänzte Schmidt: "Thomas Middelhoff als Vorstangsvorsitzender von Bertelsmann und ich haben vor der Bekanntgabe der Allianz mit Napster mit den Chefs der wichtigsten internationalen Musikfirmen gesprochen.
In diesen Vorabgesprächen haben uns unsere Partner signalisiert, sich daran zu beteiligen und mit uns gemeinsam ein Zukunftsmodell zu entwickeln. Und mit Sony, Time Warner und Universal haben drei weitere Musikkonzerne unsere Pläne auch schon öffentlich mit großer Sympathie aufgenommen".
Zum Geschäftsmodell sagte Middelhoff, Bertelsmann könne sich vorstellen, dass es mehrere Angebote geben werde: Eine Art Promotion-Service, der kostenlos ist, wo man in einzelne Songs reinhören könne. Ein erweiterter Bereich, für den man eine Art Mitgliedsbeitrag zahle und dafür eine bestimmte Menge an Musikstücken erhalte. Und wer dann mehr wolle, könne ein Premium-Angebot wählen.
Napster-Gründer Shawn Fanning sagte der "Welt am Sonntag" dazu, er gehe davon aus, dass die Nutzer bereit seien, 4,95 Dollar im Monat für den Napster-Service zu zahlen.
Schmidt betonte, es werde mit Sicherheit keine Abrechnung einzelnen Songs geben. "File-Sharing bleibt File-Sharing".
Napster zurzeit meistbesuchte Musik-Site
Napster ist die am schnellsten wachsende Anwendung, die es je im
Internet gegeben hat. Derzeit sind rund 37 Millionen Kunden
registriert, werden weltweit täglich 20 bis 30 Millionen Musiktitel
heruntergeladen. Laut dem Internet-Marktforschungsinstitut
Nielsen/NetRatings ist Napster zurzeit die meistbesuchte Musik-Site
im Netz: In der letzten Oktober-Woche konnte Napster mehr als 2,6
Millionen "unique visitors" verzeichnen. Dahinter folgen CDNow mit
945.000, BMG Music Services mit 613.000, MP3.com mit 569.000 und
Scour mit 459.000 "unique visitors".
Nielsen/NetRatings
In Zukunft auch E-Books und Videos
Bertelsmann werde in Zukunft auch andere Angebote mit Napster vernetzen, sagte Schmidt. In Zukunft könnten dazu auch elektronische Bücher [E-Books] und Videos gehören.
Strategisch bedeutend sei vor allem die hohe Zahl der Napster-Nutzer. Napster nehme mit seinen 38 Millionen Nutzern beim Austausch von Musikdateien eine ähnliche Position ein wie Yahoo! bei den Internet-Portalen und eBay bei Online-Auktionen.
Bertelsmann