13.11.2000

HINTERGRUND

Bildquelle: FuZo

Industrie-Spionage, Politik und "Cyber-Crime"

Begonnen hatte alles im Jahr 1997, als die Mächtigen dieser Welt, die so genannten G-7 Staaten, überein kamen, den Kampf gegen das Böse, namentlich die organisierte Kriminalität zu intensivieren.

Geldwäscher, Kinderpornographen und Cyber-Terroristen würden sich des explosionsartig wachsenden Mediums Internet und anderer digitaler Netze ungeniert bedienen, hieß es, folglich sei dieses verstärkt zu kontrollieren.

Am besten geeignet dafür wäre ein internationales Vertragswerk, das unter anderem Internet Provider und Telekoms weltweit zur Speicherung, Aufbewahrung von aller Arten von Verbindungsdaten verpflichte. Bei Bedarf seien diese den gesetzlich ermächtigten Behörden grenzüberschreitend zur Verfügung zu stellen.

In einem Aufwaschen sollten auch die 41 Staaten des Europarats - inkludierend die gesamte EU -das Abkommen unterzeichnen.

Erweiterte Gefahrenerforschung

Das heisst nichts anderes, als dass die bisherige Rechtslage - ein Verbrechen geschieht und die Polizei ermittelt dann - in allen demokratischen Staaten in Frage gestellt würde.

Die Überwachung sollte künftig schon vor dem Verbrechen beginnen - "erweiterte Gefahrenerforschung" wie sich auch in nationale Gesetzesvorhaben Einzug fand.

Die dazu benötigten Datenmengen, Speicherplätze und Infrastrukturen aber sollten Sache der Telekoms, GSM-Betreiber und Internet-Provider sein.

Zahlmeister IT-Branche

Auch dafür wurde die hauptsächliche Verantwortung der IT-Branche zugeschoben - die von allen Beteiligten offenbar am intensivsten mit Arbeit ausgelastet war.

Erst Ende Oktober 2000, einen Monat vor der geplanten Verabschiedung des Abkommens brachten Vertreter der Zahlmeister in spe - von AT&T über IBM, Oracle und Microsoft waren u. a. zugegen - bei einem Treffen mit hohen US-Regierungsbeamten schwere Bedenken gegen das Vertragswerk vor.

Die Mächtigen verdächtigen

Unter den G-7 selbst ist seit dem Sommer bezüglich der geplanten Massenspeicherung von Telekommunikationsdaten Misstrauen ausgebrochen.