11.12.2000

B2N VS B2C

Bildquelle: ORF ON

E-Weihnachten: Geld oder Leben

Der Online-Einkauf von Weihnachtsgeschenken wird derzeit von allen Medien als stressfreie Alternative gepriesen, womit sich der Hype aus den USA vom letzten Jahr wiederholt: Damals wurde das Weihnachtsgeschäft vorsorglich schon als Durchbruch für den E-Commerce gefeiert.

Aber während kühne dpa-Autoren den "W-Commerce" erfinden, dürfte für viele Onlinehändler das Weihnachtsgeschäft 2000 die letzte Überlebenschance sein.

Bisher war das vierte Quartal jedenfalls die wichtigste Wachstums- und Umsatzzeit des E-Commerce: Die in dieser Zeit neu gewonnen Kunden konnten bisher zu einem guten Teil dauerhaft als Online-Shopper gewonnen werden.

In diesem Jahr sitzt den E-Commerce-Unternehmen allerdings ganz anders als im letzten Jahr die schlechte Stimmung an den Börsen im Nacken, sodass Rekordumsätze zur Existenzfrage werden: Ein B2N [Business to Nobody] oder Lieferverzögerungen kann sich dieses Jahr kein Händler mehr leisten.

Optimistische Prognose

Der europäische Einzelhandel kann im Weihnachtsgeschäft 2000 nach einer Studie von Forrester Research mit einem Online-Umsatz von 2,6 Milliarden Euro rechnen.

Das würde ungefähr dem gesamten europäischen Online-Einzelhandelsumsatz des Jahres 1999 entsprechen.

Spitzenreiter beim elektronischen Christmas-Shopping ist laut Forrester der deutsche Einzelhandel mit einem voraussichtlichen Umsatz von 715 Millionen Euro.

Lehre 1999

Die europäischen Online-Händler haben immerhin die Gelegenheit, durch die zeitverzögerte Entwicklung aus den US-Fehlern des letzten Jahres zu lernen.

Damals wurden viele Händler vom Kundenansturm überrascht, in der Folge brachen viele [schlecht konzipierte] Logistiksysteme zusammen: Die Weihnachtslieferungen im Jänner gehörten wohl zur schlechtesten Reklame, die die gesamte Branche je hatte.

Momentan geben sich die europäischen Händler jedenfalls noch optimistisch, auch was ihre Umsätze betrifft: "Wir haben täglich steigende Orderzahlen", berichtet der PR-Direktor von Amazon.de, Andre Schirmer.

Derzeit würden 40.000 bis 50.000 Sendungen pro Tag verschickt, bis Weihnachten sollen es etwa doppelt so viele sein. Zum Vergleich: Der normale Tagesdurchschnitt liegt bei 20.000 bis 30.000.