21.12.2000

NICHT MIT UNS

Bildquelle: companie

Sony gegen Napster und Bertelsmann

Sony will sich nicht an der Musikplattform Napster beteiligen, die vor kurzem eine Allianz mit Bertelsmann eingegangen ist. Sony-Präsident Nobuyuki Idei sagte in einem am Donnerstag vorab veröffentlichten "Spiegel"-Gespräch: "Die Bertelsmann-Vereinbarung mit Napster wirkt leider nur wie eine Schmerztablette - also kurzfristig."

Bertelsmann hat nach der Bekanntgabe der Allianz im November, mit der das weitgehend anarchische Treiben beim Herunterladen urheberrechtlich geschützter Musiktitel aus dem Internet von einer Art Abonnement-System abgelöst werden soll, andere Musikkonzerne zur Teilnahme eingeladen.

Idei sieht allerdings die Gefahr, dass die Nutzer nun zu anderen illegalen Musikanbietern wechseln.

Napster stoppt Serverausbau

Die Nutzerzahlen von Napster haben in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt das Marktforschungsinstitut Webnoize, das auf die Unterhaltungsindustrie im Internet spezialisiert ist und seit September die Nutzungsfrequenz von Napster erhebt.

Webnoize registrierte im September den Tausch von 1,39 Milliarden Musiktiteln. Im darauf folgenden Monat waren es 1,72 Milliarden und im November 1,76 Milliarden.

Matt Bailey, einer der Chefanalysten bei Webnoize, schätzt, dass die Zahl im November sogar über zwei Milliarden hätte liegen können, wenn Napster seine Serverkapazitäten erweitert hätte.

Laut Bailey ist Napster an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit angelangt. Im Hinblick auf den Umbau zu einem kostenpflichtigen Musikdienst auf Abonnement-Basis und dem damit zu erwartenden User-Rückgang wären die Betreiber von Napster allerdings nicht mehr zu einem Ausbau der Serverkapazitäten bereit.

Unbegrenztes Wachstumspotenzial

Webnoize hat weiters erhoben, dass im November zu jedem Zeitpunkt mindestens 850.000 Napster-User online waren und dass die User im Schnitt 56 Stunden im Monat mit dem Tauschen von MP3-Files zugebracht haben.

Für Bailey legen die erhobenen Zahlen nahe, dass es sich bei Musik im Internet um keine vorübergehende Modeerscheinung handelt und dass eine Umwandlung von Tauschbörsen in kostenpflichtige Abo-Dienste möglich ist. Bailey sieht ein noch unbegrenztes Wachstumspotenzial für digitale Musik im Internet.