Ericsson verzichtet auf Handy-Produktion
Angesichts hoher Verluste in seiner Handy-Sparte wird sich der schwedische Telefonausrüster Ericsson vollständig aus der Produktion von Mobiltelefonen zurückziehen.
Wie Schwedens größtes Unternehmen am Freitag in Stockholm mitteilte, soll die Herstellung von Mobiltelefonen künftig im Auftrag durch das US-Unternehmen Flextronics erfolgen. Ericsson werde sich im Handy-Bereich auf Entwicklung, Design und Vermarktung beschränken und sein Geschäft mit dem Netzaufbau weiter ausbauen.
Gewinn gut, Handygeschäft nicht
Der schwedische Konzern steigerte nach eigenen Angaben im
vergangenen Jahr zwar seinen Vorsteuergewinn gegenüber dem Vorjahr
um 75 Prozent auf 28,7 Milliarden Kronen [3,2 Mrd. Euro], fuhr aber
mit seiner Handy-Sparte weiter Milliardenverluste ein. Der
Aktienkurs von Ericsson brach am Vormittag in Stockholm um 13
Prozent ein.
Handys bringen Verluste
Die Ergebnisse im Mobiltelefongeschäft seien weiter "unbefriedigend", erklärte Ericsson-Chef Kurt Hellström. Der Verlust in der Sparte belaufe sich für das Gesamtjahr 2000 auf 16,2 Milliarden Kronen.
Allein im vierten Quartal brachen die Einnahmen aus Handy-Verkäufen um 17 Prozent ein. Hintergrund war ein verstärkter Preiskampf mit den Hauptkonkurrenten Nokia aus Finnland und Motorola aus den USA.
Hellström machte zudem Produktionsschwierigkeiten bei Zulieferern für die Schwierigkeiten verantwortlich.
4.200 Angestellte wechseln
Flextronics werde deshalb die Handy-Fertigung ab April übernehmen, erklärte der Unternehmenschef. Eine entsprechende Absichtserklärung sei von beiden Seiten bereits unterzeichnet worden. Demnach wird das US-Unternehmen alle Ericsson-Produktionsstandorte für Mobiltelefone in Brasilien, Malaysia, Schweden, Großbritannien und Teile der Fertigung in Lynchburg im US-Bundesstaat Virginia übernehmen. 4.200 Ericsson-Angestellte würden dabei zu Flextronics wechseln.
Will aber ganz vorne bleiben
Mit der Entscheidung, die Fertigung auszulagern, trage das Unternehmen "sehr viel härteren Marktbedingungen" Rechnung, betonte der Chef der Ericsson-Sparte Consumer Electronics, Jan Wäreby. Ziel sei es, die Zahl der Beschäftigten in der Handy-Sparte von zuletzt 16.800 bis zum Jahresende auf 7.000 zu vermindern. Ericsson wolle aber weiter "einer der Hauptakteure" im Handy-Bereich bleiben.
Nach Einschätzung von Ericsson wird der weltweite Handymarkt in diesem Jahr ein Volumen zwischen 500 und 540 Millionen Mobiltelefonen erreichen, nachdem im Jahr 2000 zwischen 405 und 415 Millionen verkauft worden seien. Ericsson steigerte seine Handyverkäufe um 38 Prozent auf 43,3 Millionen Geräte und kam damit auf einen Marktanteil von rund zehn Prozent.
Fünftel des Umsatzes durch Handys
Ericssons Handy-Sparte machte im vergangenen Jahr mit 56,3 Milliarden Kronen ein Fünftel des Gesamtumsatzes von 273,6 Milliarden Kronen aus. Haupteinnahmequelle ist schon seit Jahren das Geschäft mit Mobilfunknetzen.
Große Hoffnung UMTS
Dieses erreichte mit 194,1 Milliarden Kronen im vergangenen Jahr einen Umsatzanteil von über 70 Prozent. Mit dem bevorstehenden Aufbau der Mobilfunknetze der dritten Generation [UMTS] dürfte dieser Bereich weiter eine zentrale Stellung einnehmen.
Ericsson hatte bereits im Herbst wegen des anhaltenden Preisverfalls bei Mobiltelefonen und wegen Komponentenknappheit angekündigt, einfachere Mobiltelefone für den Massenmarkt künftig von anderen Herstellern fertigen zu lassen.
105.000 Mitarbeiter
Diese Entscheidung wurde nun auf das gesamte Sortiment ausgedehnt. Zum Jahresende beschäftigte Ericsson 105.000 Mitarbeiter rund um den Globus.