29.01.2001

ZAHLTAG

Bildquelle: Npaster

Napster ab Juni oder Juli kostenpflichtig

Bertelsmann will im Juni oder Juli Gebühren für die Nutzung der von seinem Unternehmen praktisch übernommenen Musik-Tauschbörse Napster einführen.

Das kündigte Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff heute beim Weltwirtschaftsforum in Davos an. "Die Bereitschaft, zu zahlen, ist da", betonte Middelhoff.

Die Zahl der Napster-Nutzer werde sich bis Mitte des Jahres auf rund 100 Millionen verdoppeln, sagte Middelhoff. Das seien die wahren Musikliebhaber, die die Musikindustrie nicht bekämpfen dürfe.

Quadratur des Kreises

"Die Musikindustrie weiß nicht, wie sie mit dem Konsumentenverhalten umgehen soll", sagte Middelhoff.

Die Napster-Nutzer strafrechtlich zu verfolgen sei die falsche Antwort - das Copyright der Musiker und ihrer Produzenten müsse natürlich trotzdem geschützt werden.

Middelhoff sieht in dem bei Napster genutzten so genannten File Sharing, dem Zugriff auf Dateien, die auf den PCs anderer Nutzer liegen, ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell auch für den Handel mit Bildern, Musik, Videos und digitalen Büchern im Netz.

Napster auf dem Weltwirtschaftgipfel

Auch in Davos war Napster ein Thema, wobei sich die meisten IT-Branchenvertreter, darunter Microsoft-Gründer Bill Gates und Sony-Vorstandschef Nobuyuki Idei, vom Erfolg der Tauschbörse - etwas verspätet - überrascht gaben.

"Das Internet verändert die Machtverhältnisse", sagte Sony-Chef Idei, "die Konsumenten haben jetzt mehr Einfluss als die Unternehmen."

Vivendi-Chef Jean-Marie Messier, seit der Universal-Übernahme Herrscher über den weltweit zweitgrößten Medienkonzern, äußerte sich allerdings skeptisch zum zukünftigen Napster-Geschäftsmodell: "Schlüssel des Erfolges waren bisher die Community und der kostenlose Zugang."