20.02.2001

MIT GPRS, UMTS

Bildquelle: gsm world congress

GSM World Congress startet heute

Vergangene Woche fand in Cannes die "Milia", die weltgrößte Multimedia-Messe der Welt, statt. Ab heute, Dienstag, trifft sich an der französischen Riviera die Mobilfunkindustrie zum "GSM World Congress", der weltgrößten Handy-Messe.

UMTS und die Vorstufe dazu, die GPRS-Technologie [General Packet Radio System], sind dieses Jahr die Schwerpunkte der Messe, die vom 20. bis 23. Februar im Palais de Festival in Cannes über die Bühne geht.

Ende des Handy-Booms in Sicht

Der "3GSM World Congress" findet zu einem Zeitpunkt statt, in dem sich die gesamte Mobilfunk- und Telekom-Branche im Umbruch befindet.

Auf den ersten Blick ist wirtschaftlich noch alles in Ordnung: Erst in der Vorwoche hat das Marktforschungsinstitut Gartner Dataquest eine Studie veröffentlicht, derzufolge die Mobiltelefon-Hersteller im Vorjahr weltweit 412,7 Mio. Handys verkauft haben, was einem Umsatzzuwachs von 45,5 Prozent gegenüber 1999 entspricht.

Dennoch lag das Plus unter den Erwartungen. Betrachtet man die Umsatzzahlen nach Quartalen, so lassen sich gerade in den letzten Monaten Anzeichen für ein Ende des Booms erkennen.

Die Unwägbarkeiten von UMTS

Unleugbar in der Krise befindet sich zurzeit die Telekom-Branche. Während die Telekoms an neuen Diensten für den mobilen Datenverkehr der Zukunft arbeiten und von lukrativen Geschäften träumen, werden sie an den Börsen gnadenlos abgestraft.

Immer mehr setzt sich in der Branche die bittere Erkenntnis durch: Die Trauben im künftigen Mobilfunkgeschäft UMTS hängen hoch. Zudem zeigen Marktstudien, dass die meisten Handykunden kaum mehr für diese Dienste ausgeben wollen als gegenwärtig für mobile Telefonie.

Der UMTS-Euphorie ist längst die Ernüchterung gefolgt: In der Branche gilt als sicher, dass die hohen Kosten zu einer weiteren Konsolidierung des Marktes zwingen. Nicht auszuschließen ist dabei, dass einige Lizenzerwerber scheitern.

Lassen sich UMTS-Investitionen wieder erwirtschaften?

Zu den reinen Lizenzkosten kommen Beträge in Milliardenhöhe für den Aufbau der UMTS-Netze sowie Zinsen für Kredite und Anleihen. Wegen der wachsenden Verschuldung stufen Rating-Agenturen zudem die Bonität der Konzerne herunter. Ein Teufelskreis beginnt: Die Aktienkurse fallen weiter und Zinsen für Anleihen steigen. Börsengänge von Mobilfunkfirmen, wie unlängst jener von Orange [France Telecom], geraten fast zum Flop.

Optimistische Gegenstimme

Der Analyst Mike Young, Aktienstratege bei Goldman-Sachs, lässt sich von der pessimistischen Grundstimmung in der Branche nicht anstecken und rechnet damit, dass die Aussichten für die europäischen Telekoms in den kommenden Monaten wieder freundlicher werden.

Die Bilanzen würden, so Young, wieder solider und die Konturen der Umstrukturierungsmaßnahmen klarer. Infolge der Zinssenkung der US-Notenbank und der Aussichten, dass die Europäische Zentralbank dem Beispiel der Fed folgen dürfte, würden die Risiken auf Grund der hohen Zinsbelastung durch die Finanzierungskosten für den Aufbau des UMTS-Netzes inzwischen als geringer eingeschätzt.

Telekom-Branche vor Konzentrationsprozess

Nach Youngs Ansicht könnte es unter den Mobilfunkbetreibern in den nächsten Monaten zu einer Großfusion kommen. Young vertritt dabei die Ansicht, dass Europa nicht mehr als vier oder fünf große Mobilfunkunternehmen brauche, und erwartet außerdem, dass die Telekom-Gesellschaften sich nach Partnern umschauen werden, um sich die UMTS-Kosten zu teilen.

GPRS als Test für UMTS

Ende kommenden Jahres sollen UMTS-Dienste in Europa starten. Ob es zu Verzögerungen kommt, wird nicht zuletzt auch davon abhängen, ob es Engpässe bei der Finanzierung gibt oder die UMTS-Handys rechtzeitig lieferbar sind.

Die eigentliche Revolution des Mobilfunks wird aber nicht mit UMTS, sondern bereits mit der paketvermittelten Funktechnik GPRS beginnen. Mit GPRS wird die Datenübertragung über das Handy komfortabler und schneller: Im Endstadium liegen die Geschwindigkeiten des Datentransfers über ISDN-Niveau.

Dabei wird erstmals nicht nach Zeit, sondern nach übertragenen Datenmengen abgerechnet. Der Kunde ist ständig online und kann sich E-Mails und Texte aufs Handy spielen lassen. GPRS soll noch vor UMTS zunächst dem WAP-Dienst zum Durchbruch verhelfen. Ein Flop mit GPRS hätte wohl verhängnisvolle Auswirkungen auf das nachfolgende UMTS.