Rufnummernplan zurückgezogen
Nach kurzen, aber heftigen Protesten von Telekom Austria, VAT und TKC hat Verkehrsministerin Monika Forstinger [FPÖ] die umstrittene Nummerierungsverordnung zurückgezogen:
Der Sektionschef habe demnach "unter Vortäuschung falscher Tatsachen" die Vorlage freigegeben.
Die entsprechende "falsche" Nummerierungsverordnung war heute Nachmittag in einem Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden.
Demnach sollten alle österreichischen Vorwahlen bis 2003 auf 23 zweistellige Regionalvorwahlen umgestellt, die bisher geltenden 1.044 Ortskennzahlen gleichzeitig abgeschafft werden.
Das hätte laut Telekom Austria eine Umstellung aller österreichische Festnetznummern mit sich gebracht.
Rufnummernplan zurückgezogenIm letzten Herbst hieß es aus dem Büro des damaligen Infrastrukturministers Michael Schmid [FPÖ], dass auf absehbare Zeit der
Telefon-Rufnummernplan auf Eis gelegt sei.Chronik der Verwirrung
Die Telekom Austria zeigte sich vom [vermeintlichen] Vorstoß des Verkehrsministeriums überrascht. Im September vergangenen Jahres habe der damalige Minister Michael Schmid [FPÖ] einem neuen Rufnummernplan auf Grund breiten Widerstands eine Absage erteilt.
Die [vermeintliche] Wiederaufnahme des Vorhabens sei still und heimlich geschehen. Der [vermeintliche] nunmehrige Beschluss käme daher sowohl für die Wirtschaft als auch für die öffentliche Hand "völlig überraschend" und sei an sich "vollkommen unverständlich", hieß es dazu heute Nachmittag aus der Telekom Austria.
Kostenschätzungen
Die Arbeiterkammer ging dabei von Umstellungskosten in der Höhe von fünf bis acht Milliarden ATS aus. Die Wirtschaftskammer Österreich rechnete mit sechs bis zehn Milliarden ATS. Die Telekom Austria sprach sogar von bis zu 22 Milliarden ATS.
Chronik der Verwirrung 2
TA-Chef Heinz Sundt meinte zum [vermeintlichen] Rufnummernplan: "Der Bedarf an einer Umstellung der Vorwahlbereiche ist einfach nicht gegeben." Die Diskussion sei ursprünglich entbrannt, weil man seinerzeit annahm, dass es längerfristig zu einem Engpass bei Festnetzrufnummern kommen werde.
Heute wisse man aber, dass das österreichische Kontingent nicht zuletzt auf Grund der hohen Penetration beim Mobilfunk sicher ausreiche. Eine "derartig massive Umstellung" bringe lediglich Kosten für alle Beteiligten.
Die TA hatte angekündigt, die [vermeintliche] Verordnung vorerst einmal nicht umzusetzen und das Gespräch mit FPÖ-Verkehrsministerin Monika Forstinger zu suchen.
Auch die Grünen kritisierten die [vermeintlich] geplante Rufnummernumstellung als "unnötigen Milliardenaufwand" und "reine Schikane". Offensichtlich wolle Forstinger ihre dürftige 100-Tage-Bilanz damit "auffetten", erklärte die grüne Telekommunikationssprecherin Gabriele Moser in einer Aussendung. Die Verordnung werde auf "massive Widerstände der Telefonkunden" stoßen.
Chronik der Verwirrung 3
Der Verband Alternativer Telekomnetzbetreiber [VAT] ist über das [vermeintliche] Vorgehen des Verkehrsministeriums "äußerst irritiert". Man sei davon ausgegangen, dass das Ministerium das Gespräch suche, wenn es die im Herbst vorgegebene Linie verlasse.
Nicht einmal die Regulierungsbehörde Telekom Control [TKC] habe jedoch davon gewusst. Die [vermeintliche] Neuregelung brächte außerdem keine offensichtlichen Vorteile, sagte der stellvertretende VAT-Geschäftsführer Ronald Chodasz.
Die gesamte betroffene Wirtschaft werde "mit einem Schwenk beglückt, ohne irgendein Wort mitreden zu können".
Vertreter der VAT seien erst letzte Woche im Ministerium gewesen. Der [vermeintliche] Rufnummernplan sei dort jedoch kein Thema gewesen, so Chodasz weiter, für den dieser Schritt in keinster Weise nachvollziehbar ist: "Es möge derjenige aufstehen, der diese Verordnung vertritt, und erklären, welche Vorteile die Neuregelung bringt."