Anlauf zwei für mobiles Internet
Nach monatelangem Warten auf funktionstüchtige GPRS-Handys [General Packet Radio System] soll der schnelle mobile Zugriff auf Internet-Inhalte in Österreich jetzt richtig starten.
Heute bringt die Mobilkom 5.000 Stück der GPRS-Handys von Motorola auf den Markt, kündigte Mobilkom-Generaldirektor Boris Nemsic vor Journalisten in Cannes an.
Die GPRS-Handys von Motorola waren zwar bereits seit Monaten verfügbar, aber nur theoretisch: Die Software der Geräte war bisher nicht mit dem GPRS-Netz der Mobilkom kompatibel.
Rund 900 GPRS-Handys von Motorola, die von der Mobilkom Austria als Testgeräte bereits an Großkunden und Mobilkom-Techniker vergeben wurden, mussten auf Grund eines Softwareproblems wieder rückgeholt werden.
Mobilkom startet "Internet-Handynetz"Unausgereifte Produkte
Hintergrund des blamablen Rückrufs der Motorola-GPRS-Handys ist das Vorhaben des Unternehmens, durch eine schnelle Markteinführung von GPRS-Produkten Nokias Position anzugreifen. Dadurch sind offenbar unausgereifte Produkte ausgeliefert worden.
Der Branchenprimus sieht die Lage indes gelassen und hat seine ersten GPRS-Handys frühestens für den Sommer dieses Jahres angekündigt.
Die Motorola-Handys seien nach zahlreichen Updates jetzt aber wirklich funktionsfähig und das GPRS-Netz optimiert, betonte Mobilchef-Nemsic heute.
Dennoch könne das eine oder andere Problem nach wie vor nicht ausgeschlossen werden: "GPRS ist ein enormer technologischer Schritt", so Nemsic.
Der Schritt vom derzeitigen Handystandard GSM zur GPRS sei größer als von GPRS zum dritten Mobilfunkstandard UMTS. Rund 1.000 GPRS-Kunden hat die Mobilkom derzeit, bis Jahresende sollen es 50.000 werden, prognostizierte Nemsic.
Motorola will GPRS-Marktanteile um jeden PreisTheoretisch schon online
In Österreich wird GPRS, das den Einstieg ins Internet über das Handy verbilligen und beschleunigen kann, prinzipiell schon von der Mobilkom Austria und tele.ring angeboten.
Max.mobil will mit dem kommerziellen Betrieb Anfang April folgen, One ebenfalls noch in diesem Quartal.
GPRS-Handys von Sagem und Motorola sind in Österreich in begrentzten Stückzahlen bereits auf dem Markt, alle anderen namhaften Hersteller wie Ericsson, Samsung, Mitsubishi und Philips wollen in den nächsten Wochen und Monaten mit ihren Modellen folgen, die noch bis Donnerstag auf der weltgrößten Handymesse - dem 3GSM World Congress in Cannes - präsentiert werden. Allein die GPRS-Handys von Nokia sollen erst im dritten Quartal auf den Markt kommen.
Standleitungen für das HandyDatenabhängige Verrechnung
Bei der GPRS-Technologie werden Daten in Paketen - und nicht wie bei GSM kontinuierlich - übertragen. Der Kunde ist bei GPRS ständig online, damit entfällt das lästige und zeitaufwendige Einwählen ins Netz, das bisher viele potenzielle Nutzer mobiler Netz-Anwendungen abgeschreckt hat.
Experten sehen in der Daten- und nicht zeitabhängigen Verrechnung einen entscheidenden Faktor für die Etablierung mobiler Netzdienste.
Die österreichischen GPRS-Netze schaffen laut den Anbietern derzeit eine Übertragungsgeschwindigkeit von rund 25 KBit pro Sekunde.
Kein Roaming
Die in Österreich weit verbreitete preisliche Stützung von Handys durch die Netzbetreiber wird auch bei GPRS weiter praktiziert werden. Das GPRS-Handy von Motorola kostet laut Listenpreis 4.500 ATS, bei der Mobilkom ist es um 1.990 ATS zu haben.
Auf ein europaweites Roaming bei GPRS werden die Kunden "auf Grund der Komplexität der neuen Technologie" jedoch noch ein paar Monate warten müssen.
"Bis Jahresende wird es kein europaweites Roaming geben, Roaming wird nur vereinzelt möglich sein", betonte Nemsic.