Telekoms ruinieren sich durch UMTS
Der Telekommunikationsbranche steht auf Grund der hohen UMTS-Ausgaben möglicherweise ein finanzieller Schiffbruch bevor. So lautet die Einschätzung von Hans Geyer, Vizepräsident und Generalmanager des weltgrößten Chipherstellers Intel.
"Wir werden mit einer Situation konfrontiert, in der eine Industrie auf den Bankrott hinsteuert [...], bevor selbst ein einziger UMTS-Anruf gemacht wurde", sagte Geyer zum Abschluß des "GSM World Congress", der weltgrößten Handy-Messe in Cannes.
Er forderte zugleich, die Industrie solle daran arbeiten, Dienstleistungen und Anwendungen zu entwickeln und anzubieten, die die Konsumenten wünschten und auch kaufen würden.
Aufbau der UMTS-Netze kostet soviel wie Lizenzen
Intel ist im Begriff, durch den Verkauf von Prozessoren und
Memory-Chips einer der größten Halbleiter-Zulieferer für die
Telekom-Branche zu werden. Unter den führenden Mobilfunkbetreibern
hatten Vodafone, France Telecom, Deutsche Telekom und Telefonica im
vergangenen Jahr umgerechnet über 110 Milliarden Euro in den Erwerb
neuer UMTS-Lizenzen für den Mobilfunk der nächsten Generation
investiert. Nach Einschätzung Geyers wird die Industrie
wahrscheinlich noch einmal eine gleiche Summe in die entsprechenden
Netze investieren müssen.
Die hohen UMTS-Investitionen und die zum Teil dramatischen Börsenverluste der Telekoms überschatteten den ganzen
GSM World CongressVon der PC-Industrie lernen
Die Telekombranche solle hierbei von der PC-Industrie lernen, verlangte Geyer. Zugleich warnte er davor, nach einer einzigen "Killer-Anwendung" zu suchen, die allein die neue Technologie rechtfertigen würde.
"Die PC-Industrie hat so eine 'Killer-Anwendung' nicht gefunden", sagte der Intel-Manager. Geyer äußerte diese Einschätzung auf einer Podiumsdiskussion, bei der auch Manager der Unternehmen Psion, Siemens, Microsoft und Handspring teilnahmen.
"Es ist nicht entscheidend, welche Vision die richtige ist", sagte Geyer. Die Nutzer würden entscheiden, was sie wollen. Er könne hierzu keine Voraussagen treffen.
Ende des Handy-Booms in Sicht
Das globale Absatzwachstum bei Mobiltelefonen liegt derzeit jährlich nur noch bei 20 bis 25 Prozent, nachdem in den letzten Jahren noch Wachstumsraten von 50 bis 60 Prozent erzielt worden waren. Branchenexperten gehen daher davon aus, dass es der Industrie künftig nicht mehr so leicht möglich sein werde, durch hohes Wachstum unprofitable Geschäftspläne auszugleichen.
Den Mobiltelfeon-Markt dominiert nach wie vor der finnische Handy-Hersteller Nokia, der im Vorjahr mehr als 126 Millionen Geräte absetzen konnte. Mit großem Abstand folgen dann Motorola [rund 60 Mio.], Ericsson [rund 40 Mio.] und Siemens [27 Mio.]. Die Daten hat das Marktforschungsinstitut Gartner Dataquest erhoben und vor zwei Wochen veröffentlicht.
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