11.03.2001

COUNTDOWN

Bildquelle: napster

Frist für Napster läuft Mittwoch ab

Die Tage von Napster scheinen im wahrsten Sinne des Wortes gezählt: Gestern hat die Recording Industry Association of America [RIAA] Napster eine Liste mit 135.000 Musiktiteln zukommen lassen, die auf Anweisung von Richterin Marilyn Hall Patel innerhalb der nächsten drei Werktage blockiert werden müssen.

Die Liste, die per E-Mail übermittelt wurde, enthält die Namen von Bands und Musikern sowie die Titel von Songs und Alben. Darüber hinaus enthält die Liste auch Variationen dieser Namen und Titel, unter denen die MP3-Files von den Napster-Usern als Reaktion auf die neuen Napster-Filter angeboten werden.

Weiterer Aufschub möglich

Den Betreibern von Napster bleibt damit eine letzte Frist, die kommenden Mittwoch abläuft. Zumindest theoretisch, denn in der Praxis ist ein weiterer Aufschub durchaus möglich.

Die RIAA wollte sich nämlich nicht von vornherein auf eine bestimmte Reaktionsweise festlegen, sollten Musiktitel auch nach Ablauf der Frist noch über Napster heruntergeladen werden können.

Es ist zu erwarten, dass die Musikindustrie in einem ersten Schritt bei einem Hearing vor Richterin Patel auf die nicht erfolgte Umsetzung der richterlichen Anordnung hinweist.

"Napster wird federführend bleiben"

Der bei der Bertelsmann-Tochter BMG für das globale Musikgeschäft verantwortliche Thomas Stein prognostiziert der Musiktauschbörse Napster eine große Zukunft.

Stein sagte in einem Gespräch mit dem

Nachrichtenmagazin "Der Spiegel": "Allen Beteiligten ist klar, dass das Internet die Zukunft der Branche regiert. Napster wird da - in legaler Form - federführend bleiben".

Napster sei längst auf dem Weg zu einer völlig legalen Internet-Plattform.

Neuer Schlichtungsversuch

Die Anwälte von Napster und der gegen Napster klagenden Musik-Firmen haben sich bereits am Freitag [Ortszeit] in San Francisco vor einem vom Gericht bestimmten Schlichter getroffen.

Thema sei die Festlegung der Schadenshöhe, die der Musik-Industrie durch den kostenlosen Musiktausch der Napster-Nutzer entstanden sein soll, hieß es in Branchenkreisen.

Zum Treffen wollten weder Napster noch die Vertreter der Musik-Industrie eine Stellungnahme abgeben. In Branchenkreisen wurde die Chance für eine Einigung bei den Schlichtungsgesprächen als klein angesehen.

Fünf Milliarden Dollar angeboten

Napster und Bertelsmann hatten bereits vor der einstweiligen Verfügung eine Einigung mit den Musik-Konzernen angestrebt. Sie hatten dabei unter anderem die Zahlung von einer Milliarde Dollar in fünf Jahren angeboten. Dieses Angebot wurde allerdings von den Musik-Konzernen abgelehnt.

Die Bertelsmann-Konkurrenten Vivendi und AOL/Time-Warnerschließen es inzwischen allerdings nicht mehr aus, dass ihre Musiktöchter ebenfalls mit Napster kooperieren.