Napster: Neue Runde im Filterkarussell
Gut eine Woche nach dem Richterspruch im Rechtsstreit um kostenlose Musik aus dem Internet hat die Online-Tauschbörse Napster mit dem US-Unternehmen Gracenote eine Vereinbarung geschlossen, um strittige Musiktitel aus seinem Angebot zu entfernen.
Mit Gracenote, einem Hersteller von Anwendungen zur Musikerkennung, habe die Tauschbörse schon seit Monaten eine mögliche Partnerschaft erwogen, teilte Napster mit.
Durch die Zuammenarbeit werde es in Hinkunft besser möglich sein, strittige Musikdateien aus dem Angebot herauszufiltern. "Wir setzen bei unseren Anstrengungen, den Richterspruch zu erfüllen, alle Hebel in Bewegung", sagte Napster-Chef Hank Barry. Finanzielle Details der geschlossenen Vereinbarung wurden vorerst nicht mitgeteilt.
Datenbank mit neun Millionen Musiktiteln
Die Gracenote-Tochter CDDB besitzt nach Unternehmensangaben eine
Datenbank mit rund neun Millionen Titeln und 850.000 Alben. Diese
würden vor allem von PC-Nutzern verwendet, die CDs in MP3-Datein
umwandeln, hieß es weiter. Das CDDB-Programm berechne die zeitliche
Signatur der Stücke auf einer CD und gleiche diese Informationen
dann mit der Datenbank ab, wobei dem Nutzer der richtige Titelname
angegeben werde. Gracenote verfügt dabei nach Angaben von
Gracenote-Präsident David Hyman über eine Vielzahl von Varianten und
anderen Schreibweisen für jedes File.
Hohe Treffsicherheit durch neuartige Matching-Technologie
Bisher können Napster-Nutzer bestehende Filter leicht umgehen, indem die Namen von Titeln oder Interpreten leicht verändert werden. Es reichen eine andere Schreibweise oder das Einfügen von Zahlen, um die Filter auszuschalten.
Hyman sagte, sein Unternehmen arbeite an einer Lösung, um Napster mit einer umfangreichen Liste möglicher Varianten in den Schreibweisen zu versorgen. Dazu habe man eine Matching-Technologie entwickelt, die es ermöglicht, Titel und Künstler nach phonetischer Ähnlichkeit mit hoher Treffsicherheit zu identifizieren.
Napster muss der einstweiligen Verfügung zufolge bis heute, Mittwoch, 135.000 urheberrechtlich geschützte Songs vom Tausch ausschließen, um einer Schließung zu entgehen.
Schlagabtausch zwischen Napster und Musikindustrie
Zuletzt hatten einander Napster und die US-Musikindustrie
Missachtung des Urteils vorgeworfen. Die Liste mit Musiktiteln, die
aus dem Napster-Angebot entfernt werden sollen, entspreche in weiten
Teilen nicht den Anforderungen des Gerichts, hieß es von
Napster-Seite. So bestehe die Liste von Sony Music zur Hälfte aus
Künstlern und Titeln, aber nicht aus Dateinamen. Die Musikindustrie
warf Napster dagegen vor, sich dem Urteil nicht beugen zu wollen.