Kein Durchbruch für Biometrie auf der CeBIT
Am Geldautomaten genügt ein Augenaufschlag und der Fingerabdruck. Anhand der charakteristischen Körpermerkmale erkennt das System den Kunden und wirft Geldscheine aus. Die lästige PIN-Nummer kann er getrost vergessen. Ermöglichen soll dies die so genannte Biometrie.
Bislang allerdings bleibt diese seit Jahren angekündigte Technologie weitgehend eine Zukunftsvision. In der Praxis haben sich Zugangskontrollen anhand von Körpermerkmalen bis heute nicht durchgesetzt. Auch auf der diesjährigen CeBIT warten Hersteller und genervte PIN und Passwort-Nutzer vergeblich auf den Durchbruch.
Hohe Fehlerquoten, hohe Preise und die komplizierte Installation der Systeme sind aus Sicht von Branchenkennern die Hauptgründe für die mangelnde Akzeptanz der biometrischen Verfahren.
"Wir glauben an den Erfolg der Biometrie"
Das Berliner Unternehmen BioID, das vor zwei Jahren unter dem
alten Namen DCS AG auf der CeBIT von gigantischen Chancen der
Biometrie geschwärmt hatte, hat nach eigenen Angaben noch keinen
"nennenswerten" Auftrag aus Deutschland erhalten. "Aber wir glauben
fest an den Erfolg der Biometrie - auch in Deutschland", sagt der
US-Chef des Unternehmens, Michael Ruehle.
Biometrie: In den USA längst akzeptiert
In den USA seien die Zugangsverfahren anhand von Körpermerkmalen längst akzeptiert. "Dort ist das schon längst keine Science Fiction mehr." BioID habe bereits mehrere Aufträge aus den USA erhalten.
Vor allem als Zugangskontrolle für Mitarbeiter in Firmennetzwerken hätte sich die Gesichtserkennung bewährt. Das System BioID identifiziert den Nutzer mit Hilfe einer kleinen Videokamera und spezieller Software anhand von Gesichtsform, Stimme und Lippenbewegung.
Wann sich die Biometrie auch in Deutschland durchsetzen wird, ist aus Sicht des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik völlig unklar. "Das ist zurzeit Kaffeesatzleserei", meint die Abteilungsleiterin für IT-Sicherheit, Marit Blattner-Zimmermann.
Biometrie als Ergänzung zu PIN und Passwort
Auf diese Kombination setzt auch das Sicherheitsunternehmen
Sitec. Auf der CeBIT stellte Sitec eine Personenschleuse vor, die
Zugangsberechtigte anhand von Fingerabdruck und Körpergewicht
erkennt. Gedacht ist die Schleuse vor allem für die Sicherheitszonen
in Zweigstellen von Banken. Die Gewichtskontrolle soll sicher
stellen, dass der Bankangestellte alleine Zugang verlangt - und
nicht mit einer Waffe an der Schläfe von einem Bankräuber zum
Eintritt gezwungen wird.
Banken schauen Kunden in die Augen
Ein üppiges Abendessen ist nach Worten der Hersteller für die Zugangskontrolle kein Problem. "Wir haben natürlich eine gewisse Toleranzgrenze vorgesehen", sagt Sitec-Verkaufsleiter Udo Jakob.
Das Gewicht ist jedoch nicht die größte Hürde, um Zugang zu erhalten. Noch vor dem Eintritt in die Schleuse muss sich der Nutzer zunächst einmal ganz normal identifizieren: Mit einer mehrstelligen PIN- Nummer.