Die Jagd auf die Handy-Daten
Wie aus internen Unterlagen der Arbeitsgruppe "Lawful Interception" [ETSI SEC LI] hervorgeht, arbeitet die Abhörtruppe des European Telecom Standards Institute [ETSI] mit Hochdruck daran, einen Standard für die geografische Ortung von Handys in Echtzeit festzulegen.
Zu diesem Zweck traf man zuletzt am 21. und 22. Februar im südlich von Paris gelegenen Industriepark Courtaboeuf/Les Ulis auf Einladung der französischen Aqsacom zusammen.
Dieses Unternehmen aus dem militärisch-elektronischen Komplex Frankreichs hat sich auf Überwachungslösungen an Roaming Gateways und auf Geräte zur sekundenschnellen Ortung von Handys in GSM-Netzen spezialisiert.
c't, Telepolis, FutureZone
Die ETSI-Dossiers wurden von der FuZo in Zusammenarbeit mit c't
und Telepolis produziert. Parallel zu dieser Story erscheint eine
Langversion in Telepolis. Die kompletten ETSI-Dossiers im Umfang von
35.000 Zeichen sind heute, Montag, in der Printausgabe der c't
abgedruckt.
Orten mit UMTS
Passend dazu präsentierte Siemens in Les Ulis einen Vorschlag, wie das geografische Koordinatensystem von UMTS in den Standard ETSI ES 201 671 zu integrieren sei.
Nokia und Deutsche Telekom lieferten einen Vorschlag zur Übermittlung von Handy-Logfiles [wer, wann, wo mit wem telefoniert] an die Polizei und andere Behörden via FTP.
Überwachungsverordnung in Österreich
All dies soll in den laufend fortgeschriebenen Standard ES 201
671 integriert werden - die FuZo berichtete erstmals vor gut einem
Jahr darüber -, auf dem sowohl die deutsche wie auch die
österreichische Verordnung
Nicht nur die Polizei
Dass es dabei alleine um Polizeiagenden geht, wie die Beteiligten auf Anfrage der FuZo immer wieder betont haben, ist eine glatte Schutzbehauptung.
Das gleichfalls in der Arbeitsgruppe produzierte, maßgebliche Pflichtenheft der Behörden [Draft TR 101 331 V0.1.2], auf das alle Überwachungsstandards zurückgehen, sagt eindeutig im Vorwort, dass diese Überwachungsstandards für "Strafverfolger und Staatssicherheitsbehörden" ["law enforcement and state security agencies"] gedacht sind.
FuZo-Bericht vom Juni 2000