Nächster Anlauf für Kopierschutz von Audio-CDs
Die Musikindustrie scheint sich immer noch intensiv mit den Möglichkeiten eines Kopierschutzes für Audio-CDs zu beschäftigen, um so das "Napster-Problem" an der Wurzel zu packen. Schon in den nächsten Monaten sind die nächsten entsprechenden Test-Veröffentlichungen zu erwarten.
Mit einem Kopierschutz für Audio-CDs wollte allerdings schon vor rund einem Jahr BMG Entertainment der illegalen Brenner-Piraterie den Kampf ansagen. Mit Hilfe des "Cactus Data Shield-Kopierschutzes" sollte die CD-Vervielfältigung auf sämtlichen PC-basierenden Brennern unmöglich gemacht werden.
Nur eine Woche nach den ersten Veröffentlichungen stellte sich allerdings heraus, dass die Technik bei ihrem eigentlich Zweck - dem Verhindern von Vervielfältigungen - versagte, dafür aber bei einigen herkömmlichen CD- und DVD-Playern das Abspielen unmöglich machte.
BMG stellte die Produktion der geschützten CDs daraufhin vorerst ein.
Erste Audio-CDs mit Kopierschutz auf dem MarktIndependent-Test
Vielleicht ist es auf den BMG-Flop zurückzuführen, dass der aktuelle Versuch mit einem neuen Kopierschutzsystem zuerst von einem Independent-Label durchgeführt wird.
Das Label "Music City Records" will schon im Mai eine CD des Countrysängers Charley Pride [der im Laufe seiner Laufbahn 70 Millionen Tonträger verkauft hat] mit dem Kopierschutz des Start-ups SunComm aus Phoenix auf den Markt bringen.
Vier der fünf großen Firmen in der Musikindustrie testen nach Brancheninformationen allerdings bereits - unter anderen - die gleiche Technologie.
"Die CD ist die Wurzel all unserer Probleme im Netz", bekräftigt beispielsweise Jay Samit von EMI das Interesse der Industrie an einem Kopierschutz: "Wenn CDs genauso schwer zu kopieren wären wie VHS-Tapes oder Bücher, wären uns die Probleme mit Napster oder Gnutella erspart geblieben."
Music City RecordsDer Hebel
Neben SunComm und Midbar, die BMG mit dem gefloppten "Cactus Data Shield" belieferten, versucht beispielsweise auch die israelische Firma TTR Technologies ein CD-Kopierschutzsystem zu entwickeln.
Alle diese Versuche basieren aber auf den Unterschieden der technischen Standards zwischen Audio-CDs [CD-DA aus dem "roten Buch"] und dem von CD-ROMs ["gelbes Buch"] und CD-RWs ["oranges Buch"].
Die Standards haben ihre Namen von Orginal-Einbänden der Hefte, in denen sie ursprünglich festgehalten wurden.
Kollateralschäden
Mit diesem Ansatz sind allerdings Probleme einiger rechtmäßiger CD-Kunden vorprogrammiert, da beispielsweise in Auto- und High-End-Audio-Systemen des Öfteren der CD-ROM-Standard verwendet wird.
Diese Gefahr einer nachhaltigen Verägerung von Kunden und die grundsätzliche Frage, ob legal erworben CDs nicht auch mit jedem CD-ROM-Laufwerk eines PC abspielbar sein müssen, scheinen der Industrie allerdings immer weniger wichtig zu werden.
"Niemand will es rechtmäßigen Käufern schwer machen", kommentiert beispielsweise Cary Sherman vom US-Branchenverband und Napster-Prozessgegner RIAA die Situation.
"Aber wenn die Spirale der Piraterie weiter außer Kontrolle gerät, werden Kopierschutzsysteme immer attraktiver - auch wenn sie sich für einige Kunden negativ auswirken."