29.03.2001

VS BRENNER

Bildquelle: Photo Disc

Nächster Anlauf für Kopierschutz von Audio-CDs

Die Musikindustrie scheint sich immer noch intensiv mit den Möglichkeiten eines Kopierschutzes für Audio-CDs zu beschäftigen, um so das "Napster-Problem" an der Wurzel zu packen. Schon in den nächsten Monaten sind die nächsten entsprechenden Test-Veröffentlichungen zu erwarten.

Mit einem Kopierschutz für Audio-CDs wollte allerdings schon vor rund einem Jahr BMG Entertainment der illegalen Brenner-Piraterie den Kampf ansagen. Mit Hilfe des "Cactus Data Shield-Kopierschutzes" sollte die CD-Vervielfältigung auf sämtlichen PC-basierenden Brennern unmöglich gemacht werden.

Nur eine Woche nach den ersten Veröffentlichungen stellte sich allerdings heraus, dass die Technik bei ihrem eigentlich Zweck - dem Verhindern von Vervielfältigungen - versagte, dafür aber bei einigen herkömmlichen CD- und DVD-Playern das Abspielen unmöglich machte.

Independent-Test

Vielleicht ist es auf den BMG-Flop zurückzuführen, dass der aktuelle Versuch mit einem neuen Kopierschutzsystem zuerst von einem Independent-Label durchgeführt wird.

Das Label "Music City Records" will schon im Mai eine CD des Countrysängers Charley Pride [der im Laufe seiner Laufbahn 70 Millionen Tonträger verkauft hat] mit dem Kopierschutz des Start-ups SunComm aus Phoenix auf den Markt bringen.

Vier der fünf großen Firmen in der Musikindustrie testen nach Brancheninformationen allerdings bereits - unter anderen - die gleiche Technologie.

Der Hebel

Neben SunComm und Midbar, die BMG mit dem gefloppten "Cactus Data Shield" belieferten, versucht beispielsweise auch die israelische Firma TTR Technologies ein CD-Kopierschutzsystem zu entwickeln.

Alle diese Versuche basieren aber auf den Unterschieden der technischen Standards zwischen Audio-CDs [CD-DA aus dem "roten Buch"] und dem von CD-ROMs ["gelbes Buch"] und CD-RWs ["oranges Buch"].

Die Standards haben ihre Namen von Orginal-Einbänden der Hefte, in denen sie ursprünglich festgehalten wurden.

Kollateralschäden

Mit diesem Ansatz sind allerdings Probleme einiger rechtmäßiger CD-Kunden vorprogrammiert, da beispielsweise in Auto- und High-End-Audio-Systemen des Öfteren der CD-ROM-Standard verwendet wird.

Diese Gefahr einer nachhaltigen Verägerung von Kunden und die grundsätzliche Frage, ob legal erworben CDs nicht auch mit jedem CD-ROM-Laufwerk eines PC abspielbar sein müssen, scheinen der Industrie allerdings immer weniger wichtig zu werden.

"Niemand will es rechtmäßigen Käufern schwer machen", kommentiert beispielsweise Cary Sherman vom US-Branchenverband und Napster-Prozessgegner RIAA die Situation.

"Aber wenn die Spirale der Piraterie weiter außer Kontrolle gerät, werden Kopierschutzsysteme immer attraktiver - auch wenn sie sich für einige Kunden negativ auswirken."