Kampf der Giganten um die digitale Musik
Seit heute sieht es ganz so aus, als ob sich künftig zumindest zwei große Lager beim Verkauf von Musiktiteln per Internet gegenüberstehen werden.
Nach Sony und Vivendi Universal kündigten heute die drei anderen großen Musikkonzerne Bertelsmann, AOL Time Warner und EMI ein gemeinsames kostenpflichtiges Angebot zum Herunterladen von Musik aus dem Internet an.
Wie Bertelsmann bekannt gab, soll das Joint Venture noch in diesem Jahr unter dem Namen MusicNet an den Start gehen und Musiktitel per Abonnement über das Internet verkaufen.
Lizenzen auch für Napster
An MusicNet werden voraussichtlich zu 40 Prozent RealNetworks und
jeweils zu 20 Prozent Bertelsmann, AOL Time Warner und EMI beteiligt
sein. MusicNet wird Lizenzen aber auch an andere Abo-Dienste wie den
Bertelsmann-Partner Napster verkaufen. Voraussetzung sei aber, dass
Napster ebenso wie andere Interessenten Urheberrechts- und
Sicherheitsbedenken nachkomme.
MusicNet will breite Angebotspalette bieten
MusicNet soll ein Angebot aus allen Musikrichtungen bieten. Die
Palette reiche von Künstlern wie Christina Aguilera, Björk und den
Corrs über Eric Clapton, Whitney Houston, Madonna, Carlos Santana
und Robbie Williams bis zu Klassik, Jazz, Oper und Weltmusik.
MusicNet will sich zudem um Lizenzen anderer Plattenfirmen bemühen.
MusicNet als "Über-Plattform"
MusicNet soll nach den Plänen der Plattenmultis als eine Art Über-Plattform für kostenpflichtige Musikangebote im Internet fungieren.
Den Verbrauchern biete MusicNet "die bisher größte Menge populärer Medieninhalte unter einem Dach". Daneben können andere Online-Anbieter bei der Firma Musikrechte für den Internet-Vertrieb erwerben.
Dafür müssen diese laut Bertelsmann Lizenzkosten an MusicNet zahlen. Den Künstlern garantiere MusicNet eine sicheres Medium für den Vertrieb ihrer Musik.
Bertelsmann umarmt Napster
Ähnliche Pläne hatte die Bertelsmann eCommerce Group ursprünglich
auch mit der bisherigen Gratis-Musiktauschbörse Napster, die im Juli
in ein kostenpflichtiges Angebot umgebaut werden soll. Ziel von
Bertelsmann war es ursprünglich, möglichst alle großen Musikkonzerne
Bertelsmann: "Durchbruch für Napster"
Ein Bertelsmann-Sprecher bewertete die Gründung von MusicNet nun als "Durchbruch für Napster".
Napster mit über 60 Millionen Nutzern könne bei MusicNet die Lizenzen für sein eigenes Abo-Angebot erhalten.
Die drei Musikkonzerne werden den Angaben zufolge jeweils eine Minderheitsbeteiligung an MusicNet halten.
Die Musiktöchter EMI Recorded Music, BMG Entertainment und Warner Music Group sollen ihre Musikkataloge MusicNet jeweils separat zur Verfügung stellen, können ihr Angebot aber weiter über andere Vertriebswege im Internet an die Kunden bringen.
"Napster-Konkurrenz" startet im Sommer
Vivendi Universal und Sony Music hatten aber bereits Ende Februar
das Gemeinschaftsunternehmen Duet ins Leben gerufen und Napster
AOL und RealNetworks mit im MusicNet-Boot
Der zu AOL Time Warner gehörende Online-Anbieter America Online [AOL] mit 27 Millionen Kunden wird den Angaben zufolge auf der Basis von MusicNet sein eigenes Musikangebot einführen.
Daneben ist an dem Joint Venture auch die Softwarefirma RealNetworks beteiligt, die Programme für das Herunterladen und Abspielen von Musik- und Videodateien erstellt.
Für die Auswahl des Partners habe vor allem die Verlässlichkeit der Software "RealSystem iQ" eine Rolle gespielt, die vollen Schutz für Urheberrechte biete, betonten die beteiligten Unternehmen.
AOL Time Warner