24.04.2001

HINTERGRUND

Bildquelle: PhotoDisc

Rasterfahndung durch Telefonüberwachung

Auch wenn die Überwachung des Internet-Verkehrs momentan im Zentrum des Begehrens der verschiedensten Behörden steht - in den Telefonienetzen liegt ihre eigentliche Domäne.

Hier vollzieht sich abseits aller Öffentlichkeit ein technologischer Quantensprung, dessen Folgen nur schwer abzuschätzen sind.

Wie die internen Arbeitspapiere der Abhörtruppe des "European Telecom Standards Institute" [ETSI SEC LI] zeigen, spielen die Telefonate selbst dabei nur noch eine Nebenrolle.

Im Zentrum der behördlichen Begehrlichkeiten stehen die Verbindungs- und Ereignisdaten, nämlich wer mit wem wo wie lange telefoniert.

Monitoring-Centers

Warum zum Beispiel Ericssons LIS [Lawful Interception System] oder EWSD LI von Siemens in den offiziellen Katalogen fehlen, hat seine guten Gründe.

Diese Systeme, die technisch auf den eigenen Switches aufsetzen, sind nicht nur extrem leistungsfähig.

Sie werden auf Bestellung gleich mit "Monitoring-Centers" ausgeliefert: "Komfortable Tools" auf Windows-Basis erleichtern die Analyse der Datensätze.

Quantensprung bei Rasterfahndung

Wenn dazu in Betracht gezogen wird, dass die Systeme bis zu 10.000 Anschlüsse pro Wählamt [sic!] gleichzeitig überwachen und an bis zu fünf verschiedene Behörden gleichzeitig übermitteln können, wird offensichtlich, dass in der umstrittenen Polizeimethode der "Rasterfahndung" ein technologischer Quantensprung unmittelbar möglich ist.

Kommunikations- und Bewegungsprofile

Mehr oder weniger gleichzeitig können die Verbindungsdaten von Tausenden Anschlüssen nicht nur abgezapft, sondern auch analysiert werden.

Die daraus resultierenden "Verhaltensmuster", nämlich individuelle Kommunikations- und Bewegungsprofile, aber reichen weit in die Vergangenheit zurück.

Mehrere Monate in der Regel - eben so lange, wie der Netzbetreiber die Verbindungsdaten aufbewahrt.