12.05.2001

ÜBERMÄCHTIG

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Konkurrenz ist sauer auf Microsoft

Wenn User diesen Herbst die ersten Versionen des neuen Windows XP installieren, erhalten sie nicht nur einen Browser [Internet Explorer] und einen Audio/Videoplayer [Windows Media Player] gratis dazu, sondern auch einen Software-DVD-Player. Und ein Security-Programm. Und eine Chatsoftware. Und ein CD-Brennprogramm.

Kein Grund also, Zusatzprogramme zu kaufen - und genau das treibt den Mitbewerb auf die Palme. Was erfolgreich mit dem Internet Explorer gelungen ist, nämlich die Software durch Bündelung mit Windows zu einem Quasi-Standard zu machen, soll mit dem neuen Windows XP auch in anderen Bereichen gelingen.

Microsoft ist sich keiner Schuld bewusst

"So etwas konnten wir bereits des öfteren verfolgen. Windows XP, die .NET-Strategie und Hailstorm gehen alle in eine Richtung - nämlich hin zu Microsofts Monopol im Desktop-Bereich. Wir finden, das ist schlecht für die Konsumenten", so AOL-Manager, ausnahmsweise auf der Seite der Konsumentenschützer.

Microsoft ist sich keiner Schuld bewusst. Das Unternehmen unterstreicht, nur auf Kundenwünsche einzugehen und seine Produkte mit neuen Features auszustatten. Seine Rivalen würden schließlich auch das gleiche machen.

"Wir müssen stets neue Features und Funktionalitäten hinzufügen, andernfalls will niemand unser Produkt haben", meint Microsoft-Sprecher Jim Cullinan.

Monopol soll zu höheren Preisen führen

Konsumentenschützer sind nicht besonders glücklich. Wenn Microsoft all diese Funktionen in sein Produkt integrieren wolle, würde die Konkurrenz ziemlich rasch vom Markt gedrängt werden, so der Tenor. "Auf den ersten Blick sieht alles nach Einfachheit und Bequemlichkeit aus, aber längerfristig unterdrückt es Konkurrenzprodukte und könnte schließlich zu höheren Preisen führen", äussert US-Konsumentenschützer Gene Kimmelman Befürchtungen.

WMP "nicht gerade das beste Produkt"

Der Mitbewerb hofft, Kunden würden ihre Produkte als die besseren ansehen und sie weiterhin kaufen. "Die Firewall in Windows XP ist sehr rudimentär", meint etwa Sarah Hicks, Vizepräsidenten der Symantec Corporation. RealNetworks-Generaldirektor Steve Banfield meint, der Windows Media Player sei "nicht gerade das beste Produkt".

Bequemlichkeit siegt

"Es ist das selbe wie mit dem Internet Explorer", fasst David Farber, staatlicher Kommunikationstechniker und Zeuge im Microsoft-Prozess, zusammen. "Wenn die Programme eingebaut sind und man Umstände auf sich nehmen müsste, ein Konkurrenzprodukt zu installieren, tut man es einfach nicht".