26.06.2001

ENFOPOL 55

Bildquelle: ORF ON

Überwachungsunion Europa 2001

Während die Veröffentlichung der endgültigen Version des umstrittenen Abkommens zur Bekämpfung von "Cybercrime" für diesen Freitag beim Europarat erwartet wird, gibt es auf EU-Ebene einen parallelen, ebenso umstrittenen Vorstoß in Richtung Kommunikationsüberwachung.

Am Wochenende wurde ein internes Papier der EU-Arbeitsgruppe Polizeiliche Zusammenarbeit [PCWG] mit der Dokumentennummer ENFOPOL 55, ECO 143 bekannt. Datiert ist es mit 20. Juni 2001.

Es handelt sich dabei um die Neuauflage der ENFOPOL-Überwachungspläne aus den Jahren 1998 und 1999 zur Überwachung aller digitalen Netzwerke.

Zwar moderat im Ton

Die vorliegende Fassung ENFOPOL 55 - ebenso wie ENFOPOL 98 bereits in die Form eines EU-Ratsbeschlusses gegossen - ist wesentlich moderater im Ton gehalten als die Vorgängerpapiere.

In der Sache selbst hat sich freilich absolut nichts verändert. "Alle Arten von Telekommunikation" müssten den Behörden zur Überwachung offen stehen, laut Definition fällt darunter auch das Internet.

Explizit einbezogen sind auch Dienste, die es teils erst in Ansätzen, teils noch gar nicht in der Praxis gibt wie xDSL, GPRS und UMTS.

Überwachung "in Echtzeit rund um die Uhr"

Die allgemeine Formulierung Übermittlung von "Ortsinformation" wurde ersetzt durch "die genauestmöglichen geografischen Informationen, die dem Netzwerk über einen Mobil-Teilnehmer bekannt sind".

GSM-Betreiber, die Ortsinformationen innerhalb ihres Netzes nur zum Verbindungsaufbau erheben, sie aber [etwa wegen Pauschaltarifen im Netz] nicht dauerhaft speichern, würden somit erstmals gezwungen, diese minutiös zu speichern und aufzubewahren.

Der Zugang zu allen überwachten Kommunikationsprozessen wird unverändert "in Echtzeit und rund um die Uhr" gefordert.