Musik-CDs nur noch mit Kopierschutz
Die Musikindustrie will den massiven Umsatzeinbrüchen durch illegales Kopieren mit einem neuen Kopierschutz auf Musik-CDs künftig entgegenwirken. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" [SZ].
"Es ist zu einem Flächenbrand geworden", sagte Kurt Thielen, Chef der Kölner Plattenfirma Zomba der Zeitung. Das Unternehmen bringe seit Juli nur noch kopiergeschützte CDs auf den Markt, die nicht mehr auf PCs abspielbar sind.
Doch noch zögen die Unternehmen der Branche nicht an einem Strang. Eine einheitliche Software-Lösung gebe es bislang nicht, viele bereits geschützte CDs könnten zudem nicht mehr von jedem Gerät abgespielt werden, so Thielen.
Umsatzeinbruch durch illegales Brennen
Das immer populärere, aber oft illegale Brennen von Musik-CDs
haben die Plattenfirmen als wesentlichen Grund für die
Umsatzeinbußen ausgemacht. Allein im Mai habe die Branche einen
Umsatzeinbruch von rund 20 Prozent verzeichnet. Der Gesamtumsatz für
Tonträger ist nach Angaben des Bundesverbands der Phonographischen
Wirtschaft [IFPI] seit 1997 jährlich um eine Milliarde Mark
gesunken.
IFPI Austria gab Ende März bekannt, dass in Österreich im Vorjahr neun Millionen CDs privat gebrannt wurden, um vier Millionen mehr als 1999. Der Prozentsatz der Haushalte mit CD-Brenner habe sich von vier auf acht Prozent verdoppelt.
Österreicher haben neun Millionen CDs gebranntkey2audio von Sony DADC
Allerdings sei das illegale Kopieren nicht allein für den Umsatzrückgang verantwortlich. "Der große Pop-Boom ist vorbei", sagte Thielen. Jugendliche würden ihr Geld längst nicht mehr nur für Musik ausgeben, sondern zunehmend für Handys, Kino und Trendsportarten.
Zombas Vorhaben ist nicht der erste Versuch in dieser Richtung. Bereits Anfang 2000 brachte die Bertelsmann Music Group [BMG] CDs mit dem "Cactus Data Shield" in den Handel. Das Verfahren ließ sich jedoch leicht umgehen und brachte zahlreiche Inkompatibilitäten mit sich.
Nach Angaben von Zomba Records handelt es sich bei dem neuen Schutz um das Verfahren key2audio, das von der Sony-Tochter DADC entwickelt wurde.
"Hard2Copy"
Von DADC stammt auch der bei Spiele-Herstellern beliebte Schutz
SecuROM, der jedoch umgangen werden kann. Laut DADC können mit
key2audio geschützte CDs nicht von CD-ROM- und DVD-Laufwerken
gelesen werden - das war, zumindest teilweise, bei Cactus Data
Shield auch so. Die Beschreibung des neuen Verfahrens spricht zudem
von gewissen "digitalen Signaturen", außerdem reduziert key2audio
die maximale Laufzeit einer CD auf 77 Minuten.
Wiederholte Anläufe
Ende März hatte das Independent-Label "Music City Records" angekündigt, im Mai eine CD des Countrysängers Charley Pride [der im Laufe seiner Laufbahn 70 Millionen Tonträger verkauft hat] mit dem Kopierschutz des Start-ups SunComm aus Phoenix auf den Markt bringen.
Obwohl der CD-Kopierschutz von BMG floppte, sollen vier der fünf großen Firmen in der Musikindustrie nach Brancheninformationen allerdings bereits - unter anderen - die gleiche Technologie testen.
"Die CD ist die Wurzel all unserer Probleme im Netz", bekräftigt beispielsweise Jay Samit von EMI das Interesse der Industrie an einem Kopierschutz: "Wenn CDs genauso schwer zu kopieren wären wie VHS-Tapes oder Bücher, wären uns die Probleme mit Napster oder Gnutella erspart geblieben."
Nächster Anlauf für Kopierschutz von Audio-CDs