08.11.1999

ERPROBT

Bildquelle: US-army

Durch Juristen vom Computerkrieg abgehalten

Nachdem ein hoher Beamter des Pentagon letzte Woche über eine drastisch zunehmende Zahl von Attacken auf die Datenetze der Behörde berichtet hatte, wird jetzt die Offensivstrategie des Ministeriums im Datenkrieg öffentlich diskutiert.

Im Verteidigungsministerium der USA gab es während der NATO-Luftangriffe auf Jugoslawien einem Bericht der "Washington Post" zufolge Pläne, jugoslawische Computersysteme anzugreifen. Diese seien aber fallen gelassen worden, weil technische und rechtliche Folgen der Manipulation nicht absehbar gewesen seien

Ein Sprecher des Pentagon sagte der Washington Post: "Wir haben genaue Pläne erstellt und diese trainiert. Aber wir haben keinen in die Tat umgesetzt."

Rechtsexperten im US-Verteidigungsministerium hätten gewarnt, die Aktion erfülle womöglich den Tatbestand eines Kriegsverbrechens. Die Juristen hätten darauf hingewiesen, dass auch in diesem Bereich der Kriegsführung nur militärische Ziele angegriffen werden dürften und zusätzliche Schäden vermieden werden müssten.

Interessant klingen aber auch die Nebengründe für den Verzicht auf Cyberattacken. So seien die jugoslawischen Systeme größtenteils zu alt, um sie über Datennetze anzugreifen, und das eigene Cyberkriegs-Arsenal noch nicht weit genug entwickelt.

Deshalb seien Stützpunkte der jugoslawischen Luftwaffe und deren Computernetzwerke lediglich im Rahmen der NATO-Luftangriffe von US-Kampfflugzeugen durch Störstrahlungen [electronic jamming] und nicht durch Datenleitungen angegriffen worden.