AOL will sich in Windows XP "einschleichen"
Im aktuellen Streit zwischen Microsoft und AOL um die Integration des AOL Instant Messenger [AIM] in Windows XP und die Kompatibilität zu Microsofts MSN-Messenger treffen einander zwei Standard-Fronten, in denen die Unternehmen jeweils konträre Positionen einnehmen.
Im Streit um die Kompatibilität der Messenger kämpft Microsoft seit dem "historischen" Messenger-Krieg von 1999 für offene Standards.
Bei Integration von "Fremdanwendungen" in Windows XP verfolgt Microsoft dagegen prinzipiell eine Abschottungsstrategie, auch wenn unter dem Druck des Kartellverfahrens schon Zugeständnise gemacht werden mussten.
Der Messengerkrieg von '99: AOL versus MicrosoftBöses Blut
Microsoft und AOL haben sich im Juni wegen der Platzierung des
AOL-Icons auf dem Windows-Desktop zerstritten und die Zusammenarbeit
beendet.
Umweg über PC-Hersteller
Über die gelockerten OEM-Lizenzbestimmungen glaubt AOL jetzt doch noch einen Weg auf den Desktop gefunden zu haben, berichtet die "Washington Post".
Dass AOL auch in Windows XP mit einem Icon auf dem Desktop vertreten sein könnte, wird durch die neuen Lizenzbestimmungen für PC-Hersteller durchaus möglich.
Microsoft hat Anfang Juli verkündet , dass es OEMs gestattet sei, eigene Icons auf dem Desktop und im Startmenü zu platzieren.
Bisher war der Windows-Desktop für die Hersteller mehr oder minder hermetisch abgeriegelt und wurde von Microsoft dazu genutzt, eigene Programme - wie den Internet Explorer - in den Vordergrund zu spielen. Drittanbieter wie der langjährige Partner AOL dürften gepfefferte Eintrittspreise für den Desktop bezahlt haben. Durch das Urteil im Kartellprozess und wohl auch im Hinblick auf eine mögliche außergerichtliche Einigung hat Microsoft die OEM-Lizenzbestimmungen gelockert. Der Internet Explorer darf jetzt von OEMs aus dem Startmenü entfernt werden. Außerdem ist der Microsoft-Browser im Menü "Software hinzufügen/entfernen" vertreten und kann so optional gelöscht werden.
Microsoft ändert Windows XPFür die Nische bezahlen
Wie die Zeitung berichtet, will AOL von dieser Möglichkeit Gebrauch machen und die Hersteller dafür bezahlen.
35 USD für jeden neu geworbenen AOL-Kunden sind laut der Zeitung im Gespräch. Dafür sollen die Hersteller Popup-Fenster und sonstige Werbebotschaften integrieren.
Inzwischen muss AOL allerdings wegen einer Auflage für die Fusion mit Time Warner seinen Messenger für andere Anbieter öffnen. Wie das genau geschehen wird, bleibt unterdessen aber noch unklar, weil AOL mehr als ein Jahr für die Umsetzung der Auflage erhalten hat.
AOL hat der "Federal Communications Commission" [FCC] gestern einen Statusbericht zur Öffnung des AIM für andere Instant-Messaging-Services geliefert. AOL will demnach ein Abkommen über die Zusammenarbeit mit "einem der führenden Anbieter" abschließen.
AOL testet kompatiblen Instant Messenger