Wenig Euphorie für UMTS
Nach dem UTMS-Fieber des Vorjahres ist die Euphorie für den neuen Mobilfunkstandard verflogen.
Noch vor einem Jahr war die Stimmung auf dem Höhepunkt, die schließlich in einem wahnwitzigen Ausgang der UMTS-Auktion in Deutschland gipfelte.
Sieben Bieter gingen damals an den Start - bereit, sich mit Milliardenbeträgen die Zukunft auf dem Mobilfunkmarkt zu erkaufen. Für viele wurde das Rennen zur existenzbedrohenden Zerreißprobe.
172 Runden zum Höchstgebot
Die Gebote waren anfangs relativ bescheiden. 172 Runden und drei
Wochen später sah die Welt ganz anders aus: 51 Milliarden Euro hatte
die deutsche Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post
eingenommen.
Vor 2004 keine nennenswerte Umsätze
Dennoch taugt der einstmals gepriesene UMTS-Standard heute nur noch bedingt zum Hoffnungsträger. Vor 2004 rechnet kein Lizenzinhaber mit nennenswerten Umsätzen, viele Experten glauben sogar erst 2005 an einen Durchbruch im Massengeschäft.
Angesichts der Marktsättigung bei der Sprachtelefonie stehen die Firmen vor einer mehrjährigen Durststrecke.
Nervöses Warten
Die Mobilfunker blicken unruhig auf die angekündigten Starttermine in der zweiten Jahreshälfte 2002 oder Anfang 2003. Während die Netze bis dahin wohl stehen werden, fürchtet die Branche ein Fiasko durch fehlende UMTS-fähige Mobiltelefone.
Flaschenhals Endgeräte
"Die Endgeräte erweisen sich immer mehr als Flaschenhals", sagt Bodo Kohlenbach von der Unternehmensberatung Durlacher Research in Bonn. Mit Grauen lassen die Betreiber die Erfahrungen mit dem GPRS-Standard Revue passieren: Anfang des Jahres gestartet, gab es monatelang nur ein einziges halbwegs GPRS-taugliches Handy. Bis heute sind es nur eine Handvoll.
Die Unternehmen wollen nun kein Risiko mehr eingehen. Mit regelrechten Knebelverträgen müssen Ausrüster wie Ericsson, Nokia oder Siemens pünktliche Lieferung versprechen.
Im Worst Case kein Geld
Das deutsche Unternehmen MobilCom hat etwa mit ihrem Handy- und Netz-Lieferanten Ericsson hohe Vertragsstrafen vereinbart, wie Firmenvertreter Bernd Eilitz berichtet. "Im schlimmsten Fall müssen wir dann für den Netzaufbau nichts zahlen."
Frage nach Sinnhaftigkeit der UMTS-Dienste
Neben den Handys ist weiter die Frage nach den Diensten offen, die Millionen von Mobilfunkkunden zum Umstieg auf UMTS verführen sollen: Video on demand und ähnliches wurde bereits zu oft angekündigt und nicht zuletzt mangels Interesse nie realisiert.
T-Mobil-Sprecher Philipp Schindera ist sich jedenfalls sicher, dass die "Gier nach Bandbreite" die Kundenzahlen bringen wird. "Heute braucht eine ganz normale E-Mail zwei Minuten", sagt er. "Das kann mir ausreichen, viele wollen aber mehr."