Wirbel um Verkauf von Deutsche-Telekom-Aktien
Der Blockverkauf von 44 Millionen Deutsche-Telekom-Aktien durch die Deutsche Bank am Dienstag dieser Woche, nur einen Tag nach einer Kaufempfehlung desselben Kreditinstituts, hat der Diskussion um den Anlegerschutz neuen Zündstoff geliefert.
Die Großbank sieht sich bestätigt, dass ihre "chinesische Mauer" intakt ist. Diese organisatorische Trennung soll dafür sorgen, dass Analysten und Händler nicht unter einer Decke stecken und die Kurse puschen.
Anleger glauben nicht an Zufall
Doch viele Anlegerschützer und professionelle Investoren mögen
bei dem Telekom-Deal nicht recht an einen Zufall glauben und stellen
wieder einmal den Wert von Analystenmeinungen in Frage.

"Äußerer Eindruck verheerend"
"Gschmäckle hats", sagt ein Frankfurter Fondsmanager, der nicht genannt werden will. "Der äußere Eindruck ist verheerend", erklärt auch Jörg Pluta, einer der Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz [DSW].
Nachdem Analysten der Deutschen Bank zum Wochenanfang eine Kaufempfehlung für die Deutsche Telekom mit dem Kursziel 31 Euro ausgegeben hatten, platzierte das Geldinstitut tags darauf ein Großpaket Telekom-Aktien an der Börse und ließ den Kurs damit kräftig einbrechen.
Aktie fällt
Hatte das Papier am Montag noch zeitweilig bei über 24 Euro notiert, näherte es sich am Donnerstag der 20-Euro-Marke.
Verkauf unabhängig von Empfehlung
Deutsche-Bank-Sprecher Ronald Weichert betonte, bei der Empfehlung habe es sich nicht um eine Neueinschätzung der Aktie, sondern um eine längerfristig vorbereitete, fundamentale Bewertung des Titels gehandelt. Der Blockverkauf habe unabhängig davon stattgefunden.
DSW-Vertreter Pluta warnt jedoch davor, die Empfehlungen der Analysten für bare Münze zu nehmen: "Wenn sich der Privatanleger in Einzelaktien engagieren will, muss er selbstverantwortlich entscheiden."
Analyse als Instrument zur Verkaufsförderung
Aktienanalysen hätten nicht den Anspruch auf Unfehlbarkeit, sagt auch Rolf Drees, Sprecher von Union Investment. Anleger dürften nicht vergessen, dass eine Analyse letztlich ein Instrument der Banken zur Verkaufsförderung sei.
Deutsche Telekom ist entrüstet
Die Deutsche Telekom hat mit Unverständnis reagiert. Es lasse "ein Maximum an Instinktlosigkeit" erkennen, wenn die Bank am Montag ihre Kaufempfehlung für die Telekom-Aktien bekräftige und am Tag nach der Empfehlung 44 Millionen DT-Aktien verkaufe, sagte ein Telekom-Sprecher Donnerstagabend.
Der Telekom-Sprecher sagte zudem, nach Einschätzung aus Bankenkreisen habe die Deutsche Bank für das Verkaufsmandat zwischen 100 und 150 Millionen Mark [eine Mrd. ATS] Provision erhalten. "Die Provisionshöhe und der Verlust beim Börsenwert der Telekom stehen in keinem Verhältnis."
Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge erwägt die Deutsche Telekom, bei künftigen Geschäften nicht mehr mit der Deutschen Bank zusammenzuarbeiten.