"Wanzen" in Österreichs Handynetzen
Eines der best gehüteten Geheimnisse nicht nur in der österreichischen Mobilfunkbranche ist, wer den Auskunfts- und Überwachungsbegehren der Behörden wie weit technisch entgegen kommt.
Die Vermittlungstellen der Handynetze, die so genannten Switches, sind von Alcatel, Ericsson, Nokia, Siemens und anderen Telekom-Ausrüstern bereits werksseitig "aufgebohrt", um an diesen Schnittstellen zusätzliches Überwachungsequipment andocken zu können.
Die guten alten "Wanzen" - Minisender, die das abzuhörende Gespräch vor Ort duplizierten und weiterleiteten - sind in modernen Zeiten direkt ins Design der Netze integriert
Monitoring Centers für die Polizei
Das Überwachungsequipment wollen die erwähnten Hersteller [und
andere wie etwa die israelische Comverse Infosys] bis hin zu
kompletten "Monitoring Centers" den Handy-Netzbetreibern verkaufen.
Weil damit freilich hohe Kosten verbunden sind, aber kein
zusätzlicher Umsatz generiert wird, geschieht das mit
unterschiedlichem Erfolg.
Was die Mobilkom [nicht] hat
Während max.mobil und tele.ring erklären, keine derartigen Komponenten in ihrem Netz zu haben, sind in die Netze von Mobilkom und One bereits unterschiedliche Überwachungsanlagen eingebaut.
Die Mobilkom bestätigte dies auf Anfrage der FutureZone, mehr könne man dazu allerdings nicht sagen, hieß es, da mit den vier Lieferanten des Überwachungssystems Stillschweigen vertraglich verinbart sei ["non disclosure agreements"].
Um das komplette System LI OS [Lawful Interception Operating System] von Siemens handle es sich jedenfalls nicht.
"Weder bestätigt noch dementiert"
Bei One wollte man die Existenz eines Abhörssystems "weder
bestätigen noch dementieren" und betonte, dass jede Anfrage seitens
der Polizei in schriftlicher Form der Rechtsabteilung vorliegen
müsse. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt das System bei One zum
Großteil von Nokia selbst, dazu könnten Komponenten von Comverse
kommen, die das Voicemail-System für One geliefert hat. Die Comverse
rührt auch auf internationalen Seminaren die Trommel für den
Lauschangriff. Die Systeme RELIANT4Data und STAR-GATE4Packet Data
sind bereits für die paketvermittelten Standards GPRS, UMTS sowie
das Internet geeignet.
Rätselraten um die Lieferanten
In Zusammenhang mit der Mobilkom sind die wahrscheinlichsten Lieferanten Alcatel und/oder Siemens, aber auch der Name einer weiteren israelischen Firma sowie der Schweizer Ascom wurden in dem Zusammenhang von Branchenkennern genannt. Eine diesbezügliche Anfrage der FuZo bei Ascom und anderen läuft.
Das einzige System über das es verlässliche Informationen gibt, ist das Siemens'sche LI OS [Lawful Interception Operating System].
Laut einem der FuZo vorliegenden Originalprospekt sind im Vollausbau bis zu 10.000 Überwachungen pro Wählamt simultan möglich.
Pro Jahr werden in Österreich weniger als tausend Telefon-Überwachungen gerichtlich angeordnet.
Im vierten Teil ist zu lesen, wie die Handynetzbetreiber einer Normierung der Überwachungs-Schnittstellen [ETSI-Standard ES 201 671] gegenüber stehen Teil II: Handyfirmen bitten Polizei zur Kasse