Hunderte Millionen für die Überwachung
Bei der Mobilkom steht man dem neuen Entwurf einer Überwachungsverordnung [ÜVO], der im Herbst auf's Tapet kommt, schon aus Kostengründen "sehr kritisch gegenüber."
Sollte die ÜVO in ihrer derzeitigen Form durchgehen, sei mit Gesamtkosten von mehreren hundert Millionen Schlling zu rechnen, heißt es beim Marktführer.
Wie der Nummer zwei max.mobil ist der Mobilkom die Verankerung von Abhörschnittstellen nach dem Standard ETSI ES 201 671 in der ÜVO ein Dorn im Auge.
Die Umsetzung dieser Norm des European Telecom Standards Institute [ETSI] würde nicht nur einen Großumbau der Vermittlungsstellen mit sich bringen, sondern auch zusätzliche Hochsicherheitszonen notwendig machen, da jede Schnittstelle gleichzeitig eine Schwachstelle im Netz und somit einen Angriffspunkt für Eindringlinge aller Art darstellt.
Mehr über die ETSI NormDie Kostenfrage
Eigens geschultes und regelmäßig von der Polizei überprüftes Personal und die Überwachungstechnologie selbst würden die Kosten in die zitierten Höhen von mehreren hundert Millionen ATS treiben.
max.mobil rechnet mit etwa gleich hohen Kosten für das eigene Netz.
Sorge um Rechtstaatlichkeit
Dazu fürchtet man um die Rechtsstaatlichkeit und auch um die
Kontrolle der eigenen Netze. Sobald der Polizei fix mit
Standleitungen angedockt ist, sei dem Missbrauch Tür und Tor
geöffnet, heisst es inoffiziell von einem anderen
Handynetzbetreiber.
"ETSI-Schnittstellen sinnvoll"
"Unsere Techniker sagen mir, dass sinnvoll sei diese ETSI Standards zu verwenden" heisst es vom zuständigen Juristen im Innenministerium.
Diese Verordnung ziehe sich nun bereits seit 1997 und es sei an der Zeit, dass es irgendetwas Konkretes gebe. Der Ball liege nun im Verkehrsministerium, wo die Verordnung überarbeitet werde.
Auch im BMVIT sitzen Befürworter der ETSI-Schnittstellen. Einer der Techniker, der auch in der ETSI-Arbeitsgruppe "Lawful Interception" vertreten ist, wo die Schnittstellen entwickelt werden, auf eine Anfrage der FutureZone:
Nein, es gebe ihm überhaupt nicht zu denken, dass in dieser Truppe neben europäischen Geheimdienst-Verbindungsleuten auch erklärte Zulieferfirmen des israelischen Mossad am Standard ES 201 671 mitwirkten, im Gegenteil. Es sei nur ein Beweis für die hohe Qualität dieser Schnittstellen, wenn sich sogar der Mossad dafür interessiere.
Teil I: Überwachung - heißer Herbst 2001