Sat-Navigation Galileo hebt endgültig ab

JETZT ABER
19.12.2005

Nach vielen Anlaufschwierigkeiten und Verzögerungen startet noch vor Jahresende der erste von 30 Satelliten für die europäische GPS-Konkurrenz Galileo ins All. Am Aufbau der Flotte sind auch einige österreichische Unternehmen beteiligt.

Am 28. Dezember, nach derzeitigen Planungen um 6.19 Uhr, soll nach einigen Anlaufschwierigkeiten der erste Testsatellit für das geplante europäische Satelliten-Navigationssystem "Galileo" vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abheben.

Auch ein zehn Tage vor dem Start entdeckter Defekt soll laut Angaben der Europäischen Weltraumorganisation [ESA] den Start nicht gefährden. Bis 2010 sollen 30 Satelliten im Orbit sein und private wie kommerzielle Nutzer mit den nötigen Daten für punktgenaue Ortsbestimmung versorgen.

Die Satelliten werden in drei verschiedenen Umlaufbahnen in 23.616 Kilometern Höhe die Erde umkreisen. Jeweils 27 - neun für jede Umlaufbahn - Satelliten werden im in Betrieb sein, die restlichen drei dienen als Reserve.

Vier Satelliten für Jedermann

Zahl und Anordnung der Satelliten sowie die Lage der Bahnen sollen sicherstellen, dass jedermann überall in der Welt zu jeder Zeit die Daten von mindestens vier Satelliten empfangen kann.

Die Signale von vier Satelliten sind für eine Ortung [etwa geographische Länge, Breite, Meereshöhe] nötig. Für eine Erdumrundung braucht wird ein Galileo-Satellit rund 14 Stunden brauchen.

Ein neues Rahmenabkommen setzt den Sitz des Kontrollzentrums in Deutschland fest. Baubeginn ist 2006, der vollwertige Betrieb für 2008 geplant.

Genauer als GPS

Mit Galileo wird eine Positionsbestimmung auf den Meter, oft sogar auf den Zentimeter genau bestimmt werden können, erklärt dazu Stephan Mayer von der Agentur für Luft- und Raumfahrt [ALR] in der Forschungsförderungsgesellschaft [FFG]. Damit ist das System genauer als das US-amerikanische GPS.

Die Hauptmotivation für Galileo war allerdings die Tatsache, dass GPS militärisch kontrolliert wird und etwa in Krisenfällen gestört oder sogar kurzfristig abgeschaltet werden kann.

Galileo steht dagegen unter rein ziviler Führung. Nutzern von kostenpflichtigen Diensten werden Genauigkeit und Verfügbarkeit des Systems sogar garantiert.

Verschiedene Dienste

Neben dem so genannten Offenen Dienst, der wie auch GPS kostenlos empfangen werden kann, sind ein sicherheitskritischer Dienst [etwa für die Luftfahrt], ein kommerzieller Dienst [etwa für die Koordination von Fahrzeugflotten], ein öffentlich regulierter Dienst mit besonders störungssicherem Signal [etwa für die Kriminalitätsbekämpfung] sowie ein Such- und Rettungsdienst geplant.

Derzeit laufen Versuche, die existierenden bzw. im Aufbau befindlichen Satelliten-Navigationssysteme - GPS, Glonass und Galileo - unter einander möglichst kompatibel zu gestalten.

Technik aus Österreich

Am Aufbau der Galileo-Satellitenflotte werden auch österreichische High-Tech-Unternehmen beteiligt sein. Laut der ALR sind etwa Alcatel Österreich, Austrian Aerospace [AAE], Austrian Research Centers [ARC], Joanneum Research, Magna Steyr und Siemens Österreich interessiert.

AAE baut für den zweiten Test-Satelliten, der kommenden April ins All geschossen wird, eine Elektronik-Einheit für den so genannten Signalgenerator, gleichsam das Herzstück des Systems.

Wie es dann weitergeht, wer welche Teile für die Flotte baut, ist laut AAE noch nicht fixiert. Experten sind sich einig, dass es sich dabei um einen schwierigen, aber hochattraktiven Markt handelt.

Quelle: [Futurezone / APA ]