Media-Player im Visier der Kartellwächter
Wie seit einiger Zeit erwartet, schlägt die europäische Kartell-Kommission im Verfahren gegen Microsoft eine härtere Gangart ein.
Die EU-Kommission hat das Kartell-Verfahren gegen Microsoft auf die Frage ausgedehnt, ob der US-Softwarekonzern seinen Windows Media Player [WMP] illegal mit dem Betriebssystem Windows verknüpft.
"Diese Erklärung von Einwänden ergänzt eine, die der Firma vor einem Jahr geschickt wurde, und fügt den Sorgen der Kommission eine neue Dimension hinzu, dass die Handlungen von Microsoft Fortschritt behindern und Wahlmöglichkeiten von Verbrauchern beschränken könnten", teilte die Kommission heute - etwas umständlich formuliert - mit.
Die Überprüfung der Rolle des WMP kann auch Signal dafür gewertet werden, dass die EU-Kommission die Einführung von Windows XP im Herbst besonders genau beobachten wird.
EU-WettbewerbskommissionGeschichte
In Europa sind zwei Kartellverfahren gegen Microsoft anhängig. Das erste wurde 1998 auf Grund von Beschwerden des MS-Konkurrenten Sun aufgenommen. Es geht dabei um die angebliche Vorenthaltung von Informationen, die Schnittstellen von Servern zu Windows betreffen.
Das zweite Verfahren wurde im Februar 2000 eröffnet und soll klären, ob "Windows 2000" Microsoft einen regelwidrigen Vorteil bei E-Commerce-Anwendungen verschafft.
EU vertagt Microsoft-KartellentscheidEU- vs. US-Kartellpolitik
Seit der Aufhebung des US-Urteils zur Zerschlagung Microsofts Anfang Juli, die unabhängige Beobachter als klaren Sieg für Microsoft interpretieren, mehren sich die Anzeichen dafür, dass dem Unternehmen eine härtere Gangart durch die EU-Wettbewerbshüter bevorsteht.
Sowohl eine Reihe renomierter Kartellrechtsspezialisten als auch Marktanalysten gehen seitdem davon aus, dass die EU-Wettbewerbskomission "ihre Muskeln zeigen wird", um dem Eindruck entgegenzutreten, dass "die Bush-Regierung das Ende von effizienten Antikartellmaßnahmen bedeutet", meinte beispielsweise Peter Alexiadis, ein Kartellrechtsspezialist aus Brüssel [Squire, Sanders und Dempsey].
Insbesondere dass die EU-Kommission vor rund sechs Wochen im Alleingang die 43-Milliarden-Fusion der US-Firmen General Electric und Honeywell platzen ließ, wurde vielfach als Signal für eine neue Härte gewertet. Die US-Behörden hatten das Vorhaben erlaubt.
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