Die Zukunft der Inode

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27.12.2005

Warum der auf drei Kontinenten operierende US-Konzern Liberty Global ausgerechnet in Österreich investiert hat, wie UPC Austria mit Inode wachsen will und warum die Marke erhalten bleibt. Thomas Hintze, Vorsitzender der Geschäftsführung von UPC Austria, im Gespräch.

"Es handelt sich um keine Konsolidierungsakquisition" betont Thomas Hintze, Vorsitzender der Geschäftsführung von UPC-Austria, mit dem Kauf von tele.ring durch T-Mobile sei der Erwerb von Inode durch die UPC nämlich nicht zu vergleichen.

Während die Mobilfunker nach der Übernahme sehr viel an Technik und Abteilungen einfach doppelt hatten, seien UPC Telekabel und Inode in Technik, technischer Reichweite oder Geschäftsfeldern völlig verschieden aufgestellt. Und zwar so, dass beide einander ergänzten, so Hintze weiter.

UPC Telekabel hat Dienstagvormittag die hundertprozentige Übernahme des österreichischen Breitband-Providers Inode für 93,9 Mio. Euro bestätigt.

Kabelbetreiber wagt sich ins Telefonnetz

Dass der Mutterkonzern Liberty Media fast 100 Millionen Euro locker gemacht habe, sei als Commitment zu verstehen, in neue Märkte einzusteigen: schließlich habe man als weltweit agierendes Kabel-TV­-Unternehmen erstmals in ein neues technisches Segment investiert und habe einen "Entbündler" gekauft, sagt Hintze.

Österreich ist Einstiegsmarkt

Österreich als Testmarkt, also? Für einen reinen Testmarkt seien 100 Millionen Euro schon etwas gar viel meint Hintze, man solle das deshalb als Einstiegsmarkt ansehen, mit dem Ziel der Wachstumsbeschleunigung. Naturgemäß seien Kabelnetzbetreiber wie UPC-Telekabel auf ihrem ureigenen Gebiet relativ eingeschränkt.

Zur technischen Reichweite von rund einer Million österreichischen Haushalten via TV-Kabel der UPC kommen nun noch einmal so viele Haushalte, die durch das Inode-Netz zu erreichen sind. Das sind alle Haushalte, die an den durch die Inode entbündelten Wählämtern der Telekom Austria liegen.

Eigentümer Liberty Global, Denver, USA

Gegründet wurde UPC Telekabel 1978 als Tochter des niederländischen Philips-Konzerns. 1997 wurde das Unternehmen an den holländischen UPC-Konzern verkauft, der jedoch 2002 Pleite ging. Seither ist UPC Europe eine Tochter von Liberty Global, die an der NASDAQ notiert, die Zentrale ist in Denver, Colorado.

Von Webhosting bis Server-Housing

"Wir sehen noch weitere Assets, die wir bis jetzt nicht haben", sagt Hintze: "Nämlich Marke, Mitarbeiter und erweiterte Services.

Für die UPC seien letztere eine gute Chance mit Sevices, die man bisher "nur sehr eingeschränkt praktiziere" von Webhosting bis Server-Housing in einem weiteren Segment zu wachsen.

Und - warum hat sich ein auf drei Kontinenten operierender Kabel-TV-Konzern ausgerechnet für Österreich entschlossen?

"Wir haben im Konzern halt den Ruf, dass wir gute Umsetzer sind" sagt Hintze. Da sei man freilich nicht allein unter österreichischen Tochterfirmen großer Konzerne.

Weltweit hat die auf drei Kontinenten tätige Liberty Global an die 12.000 Angestellte, etwa 23,6 Millionen Haushalte werden technisch erreicht. Die Kunden sind 10,7 Millionen Abonnenten digitaler TV- und Videodienste, 2,6 Millionen Kunden nutzen Breitband-Internet 1,9 Millionen verwenden IP-Telefonie.

Produkte und Verträge bleiben

Inode-Gründer Michael Gredenberg weist Ängste von Kunden, die in vielen Online-Foren Bedenken gegen den Deal geäußert hatten, unterdessen als unbegründet zurück.

Die Kunden würden "DSL-Kunden bleiben und nicht auf Kabel umgestellt". Auch Produkte und Verträge blieben erhalten.

Gredenberg verteidigte vielmehr den Deal: "Uns ist das Unternehmen ans Herz gewachsen. Wir haben uns sehr genau überlegt, an wen wir verkaufen. Bei den Gesprächen haben wir gemerkt, dass das Betriebsklima bei Telekabel - anders als das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit - sehr positiv ist", so der Inode-Gründer.

(Futurezone / Erich Moechel / APA)