Polizei-Kamera in Wien angezapft
Mit Hilfe einfachster Technik haben Datenschützer nun den Überwachungsbeamten auf dem Wiener Schwedenplatz auf die Finger geschaut.
Seit April 2005 ist der Wiener Schwedenplatz im Video-Visier der Polizei. Über zwei schwenk- und zoombare Kameras haben die Beamten den Platz und seine Umgebung immer im Blick.
Zwei Wienern ist es gelungen, mit einfachsten technischen Mitteln Zugriff auf diese Überwachungsvideos zu erlangen. Das Ergebnis wurde nun auf dem Chaos Communication Congress [22C3] in Berlin gezeigt.
Mit der Aktion wollen Adrian Dabrowski und Martin Slunksy vom Bürgerrechtsverein Quintessenz gegen die zunehmende Kamerapräsenz in Österreich protestieren.
Der Verein Quintessenz macht im Wiener MuseumsQuartier mit einem biometrischen Kontrollpunkt auf die zunehmende Überwachung im Namen von Anti-Terror-Maßnahmen aufmerksam. Dabei werden Besucher zwar gefilmt, ihre Gesichter allerdings mit roten Balken wieder unkenntlich gemacht.
Überwachern auf die Finger geschaut
Die Videokamera funkt die Bilder mit einer Frequenz von 2.360 MHz, also knapp unterhalb der WLAN-Frequenz von 2,4 GHz, in einen mobilen Überwachungswagen [weißer Kastenwagen].
Mit einem analogen Satellitenreceiver, der passenden Antenne und einem so genannten Copy-Enhancer machten sich die Hacker ans Werk und konnten tatsächlich das Geschehen auf den Polizeimonitoren verfolgen.
Dabei hatte es den Anschein, als ermittelten die Beamten nicht immer nur im Auftrag der öffentlichen Sicherheit, berichteten die Aktivisten. Die ferngesteuerte Kamera wurde nämlich häufig gar nicht auf den Platz, sondern auf umliegende Häuser gerichtet.
Bilder des Kamerahacks führten die beiden Datenschützer aus juristischen Gründen nicht vor. "Wir hatten ursprünglich sogar eine Liveübertragung zum 22C3 erwogen", so Dabrowski zum "Spiegel", aber die Polizei habe vor zwei Wochen eine neue Kamera installiert, die andere Übertragungstechnik nutze.