Mobtel-Krimi vor dem Schiedsgericht

zürich
09.01.2006

Nach Überschuldung, Bestechungsvorwürfen und Lizenzentzug sollen die Schiedsrichter entscheiden, wem die Mehrheit an dem serbischen Mobilfunker zusteht.

Ab heute soll vor dem internationalen Schiedsgericht in Zürich endlich Licht in die strittigen Eigentumsverhältnisse bei dem einst größten serbischen Mobilfunkbetreiber Mobtel gebracht werden.

Die jüngsten Ereignisse machten den Fall zur größten Finanzaffäre Serbiens.

Laut Mobtel-Gründungsvertrag aus dem Jahr 1994 ist die russische Firma BK-Trade an der Mobtel mit 51 Prozent beteiligt, auf die staatliche serbische Post PTT entfallen die restlichen 49 Prozent. BK Trade befindet sich seit einigen Monaten in der Hand der österreichischen Investoren Martin Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt.

Einem Gutachterbericht der serbischen Regierung aus dem Jahre 2004 zufolge dürfte der PTT-Anteil jedoch wesentlich höher sein als auf dem Gründungsvertrag aufscheint, da der einstige Besitzer der BK-Trade, der Belgrader Geschäftsmann Bogoljub Karic, seinen Finanzverpflichtungen gegenüber der Mobtel nicht nachgekommen war.

Die serbische Regierung hatte der Mobtel vorige Woche wegen des umstrittenen Abkommens vom Dezember 2003 die Funklizenz entzogen.

Ermittlungen auch gegen PTT-Vertreter

Zeljko Ivanji, Direktoriumsmitglied der PTT, erklärte gegenüber der Presseagentur Beta am Freitag, dass die bei der Mobtel soeben laufenden Polizeiermittlungen neue Beweise erbracht hätten, die dem Schiedsgericht präsentiert würden.

Laut Ivanji würden die Ermittlungen zur Zeit nicht nur gegen einstige Vertreter des Mobtel-Mehrheitsbesitzers, sondern auch gegen Vertreter der serbischen PTT im Mobtel-Vorstand in der Zeitspanne zwischen 1994 bis 2004 geführt.

Die Polizei ist nach Angaben der Tageszeitung "Blic" inzwischen auch an ein Verzeichnis korrupter Richter gekommen, die sich regelmäßig von Karic bestechen haben lassen sollen. Auf dem Verzeichnis sollen sich auch Namen einiger Richter höchster juridischer Instanzen im Lande befinden. Die Polizei bereite bereits Festnahmen vor.